Beitrag von fünf oder sechs Prozent?

Gesundheitsökonomen: Pflegebeiträge werden weiter steigen

Die Pflege wird in den kommenden Jahren deutlich teurer, prognostizieren die Gesundheitsökonomen Jürgen Wasem und Günter Neubauer. Indes erteilt die FDP einer paritätischen Finanzierung privater Pflegebeiträge eine Absage.

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Pflege im Heim ist schon heute für viele kaum mehr finanzierbar. Der vdk fordert daher, dass die Pflegeversicherung zu einer Vollversicherung für alle pflegebedingten Kosten weiterentwickelt wird. (Archivbild)

Pflege im Heim ist schon heute für viele kaum mehr finanzierbar. Der vdk fordert daher, dass die Pflegeversicherung zu einer Vollversicherung für alle pflegebedingten Kosten weiterentwickelt wird. (Archivbild)

© abaca / picture alliance

Berlin. Angesichts weiter steigender Ausgaben der gesetzlichen Pflegeversicherung sagen Gesundheitsexperten für die nächsten Jahre weitere deutliche Beitragserhöhungen voraus. Wie „Bild“ am Samstag meldete, rechnet der Düsseldorfer Ökonom Jürgen Wasem bis 2040 mit einem Anstieg der Sätze um deutlich mehr als ein Viertel.

„Die Kostenlawine in der Pflege kommt. Klar ist, dass der Beitragssatz weiter deutlich steigen wird in den nächsten 15 Jahren: auf mehr als fünf Prozent“, sagte Wasem. Grund sei eine Verdoppelung der Pflegekosten auf mehr als 100 Milliarden Euro im Jahr.

Der Münchner Gesundheitsökonom Günter Neubauer rechnet laut Zeitung bis 2040 sogar mit einem Anstieg des Beitragssatzes auf bis zu 6,25 Prozent. Grund sei der starke Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen.

VdK-Präsidentin: Eigenanteil von 2.500 Euro kann nicht sein

Der Sozialverband VdK kritisierte hohe Eigenanteile für die Bewohner von Pflegeheimen. Ein monatlicher Eigenanteil im ersten Jahr von rund 2.500 Euro karikiere den Begriff „Versicherung“, erklärte Präsidentin Verena Bentele am Sonntag in Berlin. Das dürfe eine Gesellschaft, die Pflege als wichtige Aufgabe schätze, nicht hinnehmen.

Durch die Kostenexplosion werde Pflege immer weiter zu einem privaten Risiko, so die VdK-Präsidentin. Die Politik steuere nicht ausreichend dagegen. Unweigerlich werde dies dem Staat aber auf die Füße fallen, weil immer mehr Heimbewohner in die Sozialhilfe fielen.

Bentele forderte deshalb ein nachhaltiges Finanzierungskonzept für die Pflegeversicherung. Sie müsse sich zu einer Vollversicherung für alle pflegebedingten Kosten entwickeln. „Die Pflegeversicherung muss wieder das Ziel haben, die Armut Pflegebedürftiger oder auch eine Unterversorgung zu Hause lebender Pflegebedürftiger zu verhindern“, sagte die Verbandspräsidentin. Investitionskosten müssten durch die Bundesländer und Ausbildungskosten durch Steuermittel übernommen werden.

FDP setzt auf bessere steuerliche Anrechnung

Unterdessen wandte sich die FDP gegen eine Belastung der Arbeitgeber bei neuen Formen privater Vorsorge. Eine paritätische Finanzierung von privaten Pflegebeiträgen durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer sei mit der FDP nicht zu machen, sagte der pflegepolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Jens Teutrine, der „Bild“-Zeitung. „Klar ist, dass es gerade in der aktuellen Situation keine Mehrbelastung für die Wirtschaft und einseitige Lasten für jüngere Generationen geben darf.“

Die FDP wolle die private Vorsorge zur Pflege stärken, aber „zum Beispiel über bessere Absetzbarkeit von Pflegebeiträgen und einer steuerlichen Gleichstellung der Betriebspflege zur Betriebsrente“, sagte Teutrine.

Im Koalitionsvertrag hatten sich SPD, Grüne und FDP darauf geeinigt, eine paritätische Finanzierung privater Pflegebeiträge zu prüfen, um eine finanzielle Überbelastung im Alter zu verhindern. Eine Expertenkommission arbeitet derzeit an einem Konzept. Man sei gespannt auf die Ergebnisse der Experten und die Vorschläge des Gesundheitsministers, sagte Teutrine. (KNA)

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