Gesundheitsreform in Großbritannien: Privatversicherer sehen ihre Chance

Den Briten steht eine große Reform ihres Gesundheitswesens bevor: Die Regierung will das System von Bürokratie befreien, Hausärzte mehr einbeziehen - und 20 Milliarden Pfund einsparen. Die privaten Versicherer sehen ihre Chance: Sie werben bereits mit zahlreichen Zusatzversicherungen.

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Premierminister David Cameron: Die Reformpläne seiner Regierung für das Gesundheitsweisen wecken die Privatversicherer auf.

Premierminister David Cameron: Die Reformpläne seiner Regierung für das Gesundheitsweisen wecken die Privatversicherer auf.

© dpa

LONDON (ast). Private Krankenversicherer in Großbritannien reagieren schnell auf die jüngsten Reformpläne des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS (National Health Service).

Zahlreiche Assekuranzen haben zu Jahresbeginn neue Policen auf den Markt gebracht. Die neuen Versicherungspakete zielen darauf ab, Versorgungslücken im staatlichen Gesundheitssektor zu schließen.

Die Regierung Cameron steht unter Druck, den NHS grundlegend zu reformieren. Dabei geht es darum, die Verwaltungskosten zu drücken und Hausärzte noch stärker als bisher in die Budgetverwaltung einzubinden.

Das Londoner Gesundheitsministerium hofft, rund 20 Milliarden Pfund (etwa 27 Milliarden Euro) durch eine schlankere NHS-Verwaltung einzusparen.

Zwar betont die Regierung, dass medizinische Versorgungsangebote von den Einsparungen nicht betroffen seien. Das ist allerdings nach Meinung berufspolitischer Verbände und Patientenorganisationen nicht immer der Fall. So berichten Ärzteverbände von stillgelegten Stationen und stornierten Operationen.

Die britische Krankenpflegergewerkschaft RCN (Royal College of Nursing) warnte kürzlich, dass landesweit "rund 27.000 Pflegestellen" wegrationalisiert werden sollen.

"Das sind schlechte Nachrichten für Patienten", so ein RCN-Sprecher gegenüber der "Ärzte Zeitung" in London.

Zahlreiche große Krankenversicherer nutzen die Reformwelle, um neue Policen zu launchen. Das Unternehmen Simplyhealth bietet neuerdings Patienten, die älter als 70 Jahre sind, private Krankenzusatzversicherungen an, um lange NHS-Wartezeiten zu umgehen.

Der Kunde hat die Möglichkeit, anstatt lange auf einen NHS-Facharzt zu warten, direkt zu einem Privatarzt zu gehen. Die Assekuranz übernimmt einen Teil der Behandlungskosten.

Die Beiträge für diese Police namens "The Simply Cash Plan 70 plus" liegen zwischen umgerechnet rund 15 und 55 Euro monatlich.

Andere Versicherungen wie der Marktführer Bupa und WPA offerieren seit Kurzem ebenfalls neue private Krankenzusatzversicherungen (PKV).

Auch diese Policen bieten NHS-Patienten die Möglichkeit, Wartezeiten in den staatlichen Kliniken zu umgehen. Jeder zehnte Patient in Großbritannien verfügt heute über einen privaten Krankenversicherungsschutz.

Aktuelle Meinungsumfragen zeigen, dass sich viele Patienten sorgen, als Folge der jüngsten NHS-Reformen nicht länger schnell genug medizinisch versorgt zu werden.

Hier sehen die Assekuranzen ihre Chancen. Experten prophezeien den neuen Versicherungsangeboten gute Absatzchancen.

Die von Premierminister Cameron angestrebten Reformen im NHS sind die umfangreichsten seit mehr als 60 Jahren im Vereinigten Königreich.

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