Bericht für das Jahr 2022

Gewalt und Drohungen gegen Ärzte erreichen in Frankreich Höchststand

Ob verbale oder physische Gewalt: Die gemeldeten Attacken auf Ärztinnen und Ärzte haben im Vorjahr in Frankreich zugenommen. Die Regierung hat seit langem ein Aktionsprogramm angekündigt.

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Wenn Patienten die Nerven verlieren: In Frankreich erreichen die gemeldeten Fälle von verbalen oder physischen Drohungen gegenüber Ärzten und Praxispersonal einen neuen Höchststand.

Wenn Patienten die Nerven verlieren: In Frankreich erreichen die gemeldeten Fälle von verbalen oder physischen Drohungen gegenüber Ärzten und Praxispersonal einen neuen Höchststand.

© LIGHTFIELD STUDIOS / stock.adobe

Paris. In Frankreich sind im vergangenen Jahr 1244 Ärztinnen und Ärzte Opfer von verbaler oder physischer Gewalt in ihrer Praxis oder in der Klinik geworden. In 58 Prozent der Fälle gingen die entsprechenden Taten von unzufriedenen oder aggressiven Patienten aus.

Dies entspricht eine Zunahme von 24 Prozent im Vergleich zu 2021 und stellt einen Höchstwert dar, seit die nationale Ärztekammer (Conseil national de l‘Ordre des médecins) in Frankreich 2003 begonnen hat, solche Fälle zu dokumentieren. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren noch 798 solcher Vorkommnisse gemeldet worden. Das Dunkelfeld dürfte indes weit größer sein, da die Kammer nur die Fälle erfassen und dokumentieren kann, die ihr von den betroffenen Ärzten freiwillig gemeldet werden.

Der neue Jahresbericht der „Beobachtungsstelle zur Sicherheit von Ärzten“ (L’observatoire de la sécurité des médecins) zeigt dass die Mehrzahl der Betroffenen Ärztinnen (56 Prozent) sind. Die am häufigsten im Bericht erwähnten Fachgruppen sind Hausärzte und Hausärztinnen, gefolgt von Psychiatern und Internisten. Ein Hotspot für solche Vorkommnisse sind Praxen von Ärzten vor allem in Städten. Besonders betroffen sind demnach Ärzte in der Region Nordfrankreich sowie im Großraum Paris. Am sichersten ist es bisher in Burgund und in Korsika.

Keine Anzeige aus Furcht vor Repressalien

Bei mehr als zwei Drittel der Fälle handelt es sich um verbale Angriffe in Form von Beleidigungen und Drohungen. Besonders häufig werden Patienten laut Bericht aggressiv, wenn Ärzte sich weigern, ein bestimmtes Arzneimittel zu verschreiben oder einen Patienten krankzuschreiben. Nicht nur Patienten, sondern auch ihre Partner oder Begleiter werden in manchmal Fällen aggressiv. Zum Glück bleiben die schwerwiegendsten Vorfälle selten und werden vor allem von Patienten begangen, die den Arzt nie vorher gesehen haben.

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Seit einigen Jahren bietet die Pariser Polizei Ärzten Beratungen an, um sich besser vor solchen Attacken zu schützen. Viele Ärzte trauen sich aber nicht, nach einem Vorfall Anzeige zu erstatten, weil sie sich vor allem in sozial problematischen Stadtvierteln vor Repressalien fürchten. Aus diesem Grund haben sie jetzt die Möglichkeit, nicht mehr persönlich, sondern unter dem Namen ihrer Ärztekammer die Täter anzuzeigen.

Plan gegen Gewalt im Gesundheitswesen soll vorgestellt werden

Ungeachtet dessen warten Ärzte auf einen seit langem angekündigten Plan gegen Gewalt im Gesundheitswesen. Dieser soll voraussichtlich in wenigen Wochen von der Regierung vorgestellt werden. Das Thema ist derzeit aktueller denn je, nachdem ein bereits wegen Gewaltdelikten vorbestrafter ehemaliger Psychiatriepatient am 23.

Mai zwei Pflegerinnen in einer Abteilung des Unikrankenhauses Reims niedergestochen hatte. Eine von ihnen erlag kurz danach ihren Verletzungen.

Solche Gewalttaten sind zwar nach wie vor selten, dennoch lassen Krankenhäuser schon seit einigen Jahren vor allem nachts ihre Notaufnahmen von Sicherheitspersonal bewachen. (DDB)

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