Hausärzte-Chef Weigeldt

GroKo muss nun auch liefern

Eine bessere Vergütung für Hausärzte – dieses Versprechen der neuen Regierung wertet der Hausärzteverband als "starkes Signal". Andere Pläne der GroKo sieht er eher kritisch.

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Hausärzte-Chef Ulrich Weigeldt warnt davor, dass die politischen Vorgaben allzu häufig in den Mühlen der Bürokratie und der ärztlichen Selbstverwaltung zerrieben werden.

Hausärzte-Chef Ulrich Weigeldt warnt davor, dass die politischen Vorgaben allzu häufig in den Mühlen der Bürokratie und der ärztlichen Selbstverwaltung zerrieben werden.

© Marius Becker / dpa / picture-alliance

BERLIN. "Gute Ansätze, einige Irrwege und vor allem – noch sehr viel Arbeit!", so fasst der Chef des Deutschen Hausärzteverbands Ulrich Weigeldt die gesundheitspolitischen Pläne der großen Koalition (GroKo) in einem aktuellen Rundschreiben an die Verbandsmitglieder zusammen. Sichtlich freut sich der Verband über das Versprechen einer besseren Vergütung der hausärztlichen Versorgung und der sprechenden Medizin. "Es ist in der Tat ein starkes Signal", schreibt Weigeldt.

Nun erwarten die Hausärzte aber auch einen konkreten Umsetzungsplan. "Wir wissen leider aus Erfahrung, dass die politischen Vorgaben allzu häufig in den Mühlen der Bürokratie und der ärztlichen Selbstverwaltung zerrieben werden", stellt Weigeldt in dem Schreiben klar.

Mit Unverständnis reagiert der Hausärzteverband auf die Pläne, die Terminservicestellen auch auf die hausärztliche Versorgung auszuweiten. "Dass das nicht sinnvoll sein kann, liegt auf der Hand!", schreibt der Hausärzte-Chef. Ständig kämen Notfälle ohne Termin in die Praxen – was ja auch Sinn und Zweck der hausärztlichen Versorgung ist. Hier Termine im Voraus zu planen, sei schwierig. Zusätzlich kritisiert Weigeldt, dass man hiermit die Grundidee der hausärztlichen Versorgung, nämlich die koordinierte Behandlung aus einer Hand, untergrabe. Denn die Terminservicestellen würden ja gerade keine Termine beim vertrauten Hausarzt, "sondern bei irgendeinem Kollegen" vermitteln. Hart ins Gericht geht der Verbandschef auch mit der geplanten Erhöhung der Mindestsprechzeiten von bisher 20 auf künftig 25 Stunden pro Woche. Bei einer durch das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) belegten durchschnittlichen Arbeitszeit der Hausärzte von 53 Stunden pro Woche, sei es "vollkommen unverständlich", wenn jetzt so getan würde, als ob die Probleme in der Versorgung "aus einer mangelnden Leistungsbereitschaft der Ärztinnen und Ärzte resultieren". Ein Punkt, der auch anderen Verbänden und der KBV bitter aufstößt (wir berichteten).

Dringenden Handlungsbedarf sieht der Hausärzteverband zudem bei der Reform des Medizinstudiums. Obwohl der zugehörige Masterplan Medizinstudium 2020 vor über einem Jahr beschlossen worden sei, sei noch nicht allzu viel passiert. Der Grund liegt bei den Ländern, wie berichtet konnten sich Bund und Länder nicht auf ein Finanztableau einigen. Daher soll eine Expertenkommission unter Leitung der ehemaligen Generalbundesanwältin Professor Monika Harms untersuchen, wie sich der Plan auf die Studienplatzsituation auswirkt und mit welchen Kosten Bund, Länder und Kostenträger zu rechnen haben werden. Ein langwieriger Prozess. Die gute Nachricht laut dem Hausärzteverband: Die Regierung mache im Koalitionsvertrag noch einmal Druck. Wichtig sei dabei gerade auch die Stärkung der Allgemeinmedizin im Studium. Denn bisher würden die zukünftigen Ärzte in der Regel überhaupt nicht im Fach Allegemeinmedizin geprüft, moniert Weigeldt in dem Rundschreiben.

Zuversichtlich scheint der Verband in Sachen Jens Spahn zu sein. Mit ihm ziehe ein alter Bekannter und Kenner des deutschen Gesundheitswesens ins Bundesgesundheitsministerium ein. Dabei sei es gut, dass Spahn die Digitalisierung zu einem seiner priorisierten Themen erklärt habe. "Es wird Zeit, dass es statt Schlagwörtern endlich einen realen Mehrwert für Patienten und Ärzte gibt", so Weigeldt.

Skeptisch steht der Verband auch der geplanten Gebühren-Kommission gegenüber, die Vorschläge für ein modernes Vergütungssystem erarbeiten soll. Weigeldt weißt noch einmal darauf hin, dass eine "einheitliche Gebührenordnung" ein handwerklich extrem kompliziertes Projekt ist, das momentan kaum handhabbar erscheine. Gegen sinnvolle Verbesserungen der Gebührenordnungen hat der Verband dabei nichts, es sei aber abzuwarten, ob "eine Kommission richtige Impulse setzen kann." (reh)

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