Mehr Einfluss erhofft
Große Koalition der Ärzteverbände steht
Die Allianz deutscher Ärzteverbände und der Deutsche Hausarztverband rücken enger zusammen. Erstes gemeinsames Arbeitsfeld: die ambulante Weiterbildung.
Veröffentlicht:BERLIN. Die Allianz deutscher Ärzteverbände und der Deutsche Hausärzteverband (HÄV) wollen künftig eng zusammenarbeiten.
Gemeinsam wolle man sich intensiver in die Berufspolitik einmischen, sagte der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Klaus Reinhardt, am Mittwoch der "Ärzte Zeitung".
Eines der vordringlichsten Themen sei die ambulante Weiterbildung in den Praxen, sagte Reinhardt.
Die Verbände hätten am Dienstag dazu eine Arbeitsgemeinschaft gegründet. Damit setze die Ärzteschaft einen Beschluss des Ärztetages um. Die Weiterbildung müsse für die jungen Ärzte "vernünftig finanziert" sein, sagte Reinhardt.
Woher das Geld kommen solle, sei noch offen. Sympathien hätten die Verbände für das "Rucksackprinzip". Dabei erhält der junge Arzt einen "Rucksack" mit einer bestimmten Summe, die er frei für die verschiedenen Stationen seiner Weiterbildung nutzen kann.
"Das fördert die Autonomie des Arztes," sagte Reinhardt. Zusätzlich müssten die Spielregeln für die Praxisinhaber aufgestellt werden, die Ärzte ausbilden.
Vorgehen soll besser koordiniert werden
Die Forderungen der Ärzteverbände für die am Mittwoch aufgenommenen Honorarverhandlungen zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung und GKV-Spitzenverband will Reinhardt vorerst nicht offen legen. Ein Gespräch mit KBV-Chef Dr. Andreas Köhler sei vereinbart.
Generell solle das Vorgehen der Verbände und der Körperschaften besser koordiniert werden. Dazu sollen sich die Vertreter der Verbände in der Allianz häufiger treffen.
"Die Mandatsträger in den Körperschaften kommen aus den Verbänden," sagte Reinhardt. Seine Idealvorstellung sei, dass die Verbände zum "politischen Spielbein" der Körperschaften würden. Dazu bräuchten sie allerdings ausreichend Raum zur Entfaltung.
Bei der großen Politik, sprich den Wahlen und was danach kommen könnte, übt sich Reinhardt in Zurückhaltung. Einig seien sich die Ärzte in der Allianz in der Ablehnung einer "Einheitsversicherung".
Das Gesundheitswesen könne nur evolutionär fortentwickelt werden, nicht in revolutionären Sprüngen.
Nachdenken müsse man nach den Wahlen über die Rolle der Kassen im Allgemeinen und des GKV-Spitzenverbandes im Besonderen. Der Spitzenverband werde seiner Rolle, was die Versorgung angeht, nicht gerecht.
Der Hartmannbund hat im laufenden Halbjahr den Vorsitz der Allianz inne. Ihr gehören außerdem der Berufsverband Deutscher Internisten, der Bundesverband der Ärztegenossenschaften, die Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände, Medi/Geno Deutschland, der Berufsverband der Deutschen Chirurgen und der NAV-Virchowbund an.