Vorläufiges Finanzergebnis der GKV

Großes Ausgabenplus für Kassen bei Schutzimpfungen und Rehaleistungen

Mit einem Überschuss von rund 451 Millionen Euro schließen die Krankenkassen das Jahr 2022 nach den vorläufigen Finanzergebnissen ab. Die Ausgaben für Arztbehandlungen stiegen unterdurchschnittlich.

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Die Ausgaben der Krankenkassen für Schutzimfungen sind im vergangenen Jahr überdurchschnittlich stark gestiegen.

Die Ausgaben der Krankenkassen für Schutzimpfungen sind im vergangenen Jahr überdurchschnittlich stark gestiegen.

© Robert Michael/dpa

Berlin. Als „moderat“ bezeichnete Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Freitag in einer Pressemitteilung den von den 96 gesetzlichen Krankenkassen für das Jahr 2022 ausgewiesenen Überschuss von 451 Millionen Euro (siehe nachfolgende Grafik).

Er sei ein Beweis dafür, dass die Finanzen der GKV mit dem ergänzenden Bundeszuschuss von 14 Milliarden Euro „zielgenau stabilisiert wurden“.

Die Finanzreserven betrugen dem vorläufigen Finanzergebnis zufolge Ende Dezember 10,4 Milliarden Euro oder rund 0,4 Monatsausgaben. Damit entsprachen sie dem Zweifachen der gesetzlich vorgesehenen Mindestreserve.

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Durchschnitts-Zusatzbeitrag bei 1,36 Prozent

Der Gesundheitsfonds verbuchte einen Überschuss von rund 4,3 Milliarden Euro. Damit betrug die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds zum Stichtag 16. Januar 2023 rund 12 Milliarden Euro, was maßgeblich darauf zurückzuführen ist, dass sich die GKV-Beitragseinnahmen mit einem Zuwachs von 4,4 Prozent deutlich besser entwickelten als in der Prognose des Schätzerkreises von Oktober 2021 erwartet.

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Den Einnahmen der gesetzlichen Krankenkassen in Höhe von 289 Milliarden Euro standen fast ebenso hohe Ausgaben gegenüber. Die Ausgaben für Leistungen und Verwaltungskosten kletterten um 4,4 Prozent nach oben - bei einem Anstieg der Versichertenzahlen von 0,5 Prozent.

Der durchschnittlich von den Krankenkassen erhobene Zusatzbeitragssatz zum Jahresende 2022 lag mit 1,36 Prozent leicht oberhalb des Ende Oktober 2021 für das Jahr 2022 bekannt gegebenen durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes von 1,3 Prozent.

Nur Innungskassen mit Defizit

Wie bereits von der Ärzte Zeitung berichtet, fuhren allein die Innungskrankenkassen im vergangenen Jahr ein Defizit ein: rund 106 Millionen Euro. Die übrigen Kassenarten erzielten Überschüsse. Bei den Ersatzkassen betrugen diese knapp 350 Millionen Euro, bei den Betriebskrankenkassen 114 Millionen Euro, bei der Landwirtschaftlichen Krankenkasse rund 50 Millionen Euro, bei den Allgemeinen Ortskrankenkassen 23 Millionen Euro sowie bei der Knappschaft knapp 22 Millionen Euro.

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Laut Mitteilung des Bundesgesundheitsministeriums sind die Ausgaben überproportional stark gestiegen im Bereich der Schutzimpfungen (plus 14,6 Prozent), bei den Fahrkosten (11,0 Prozent) sowie im Bereich der Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen (10,7 Prozent). Der Anstieg bei den Schutzimpfungen ist auf die Ausgaben für Impfstoffe und dabei vorrangig auf die Gruppe der Herpes-Zoster-Impfstoffe (Impfungen gegen Gürtelrose) zurückzuführen. Zum Vergleich: Die Leistungsausgaben insgesamt stiegen um 4,3 Prozent.

Arzneimittelausgaben überdurchschnittlich gestiegen

Bei den Heilmitteln gab es ein Mehr an Ausgaben von sieben Prozent. Grund dafür sind laut Mitteilung Vergütungsanpassungen sowie die hohen unterjährigen Preisabschlüsse des Vorjahres. Bei den Hilfsmitteln gab es ein Ausgabenplus von sechs Prozent, beim Krankengeld von 8,1 Prozent. Die Aufwendungen für das Kinderkrankengeld lagen mit 540 Millionen Euro auf dem Niveau des Vorjahreszeitraumes.

Der Anstieg der Arzneimittelausgaben lag mit 4,8 Prozent wie auch in den vergangenen Jahren über dem durchschnittlichen Anstieg der gesamten Leistungsausgaben. Dies entspricht einem Plus von rund 2,2 Milliarden Euro.

Ausgaben für ärztliche Behandlung unterdurchschnittlich

Die Ausgaben für ambulant-ärztliche Behandlungen sind nach dem vorläufigen Rechnungsergebnis für 2022 um 3,4 Prozent und damit weniger stark als der Durchschnitt der Leistungsausgaben gestiegen. Der Anstieg entspricht einem Plus von rund 1,5 Milliarden Euro.

Auch die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen sind mit einem Anstieg von 2,8 Prozent, was einem Plus von rund 2,3 Milliarden Euro entspricht, weniger stark als der Durchschnitt aller Leistungsausgaben gestiegen. Dies dürfte vorrangig auf eine weiterhin stagnierende oder gar rückläufige Mengenentwicklung zurückzuführen sein.

Die endgültigen Finanzergebnisse der Krankenkassen für das Gesamtjahr 2022 werden ebenso wie die Daten des 1. Quartals 2023 Mitte Juni 2023 vorliegen. (juk)

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