Hausärzten in Großbritannien droht Nullrunde bis 2014

Das harte Sparpaket der britischen Regierung lässt den Gesundheitsdienst von Kürzungen fast ungeschoren.

Veröffentlicht:
Premierminister David Cameron: Gesundheitswesen muss einen Beitrag zur Reduzierung der Staatsschuld leisten.

Premierminister David Cameron: Gesundheitswesen muss einen Beitrag zur Reduzierung der Staatsschuld leisten.

© dpa

LONDON (ast). In Großbritannien müssen sich Ärzte im staatlichen Gesundheitsdienst National Health Service (NHS) auf jahrelange Honorarkürzungen einstellen. Durch das landesweite Sparpaket sollen die Einkommen der Hausärzte für "mindestens vier Jahre" und die der Fach- und Klinikärzte um "mindestens drei Jahre" eingefroren werden.

Wie der britische Premierminister David Cameron sagte, müsse der NHS seinen Beitrag zur Reduzierung der Staatsschulden leisten. Zwar kommt der Gesundheitssektor im Vergleich zu anderen Ressorts wie Verteidigung und Verkehr bei Etatkürzungen glimpflich davon. So soll das NHS-Budget bis 2014 um 0,4 Prozent wachsen. Inflationsbereinigt bedeutet das aber Kürzungen für Praxen und Kliniken.

Im vergangenen Jahr gab Großbritannien nach Angaben des Gesundheitsministeriums 104 Milliarden Pfund (rund 133 Milliarden Euro) für Gesundheit aus. Einsparungen soll es nach Angaben Camerons bei ärztlichen Honoraren, bei Löhnen und Gehältern anderer NHS-Mitarbeiter sowie bei der NHS-Bürokratie geben.

NHS-Beschäftigte, die derzeit jährlich 21 000 Pfund (knapp 27 000 Euro) oder mehr verdienen, müssen sich auf zwei Jahre ohne Einkommensplus einstellen. Haus- und Fachärzte auf vier beziehungsweise drei Jahre.

Gleichzeitig sollen in der NHS-Verwaltung jährlich dreistellige Millionenbeträge eingespart werden. Gesundheitsminister Alan Johnston kündigte an, die NHS-Bürokratie werde "bis 2014 um 45 Prozent schrumpfen". Das soll unter anderem durch die Abschaffung zehntausender Verwaltungsstellen erreicht werden.

Hausärzte sollen außerdem künftig direkt bei den Kliniken fachärztliche Leistungen für ihre Patienten einkaufen können, ohne dass dies wie bisher von NHS-Büros abgesegnet werden muss.

Gesundheitsexperten weisen darauf hin, dass die für Januar 2011 geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer um 2,5 Prozent den NHS jährlich rund 300 Millionen Pfund (384 Millionen Euro) kosten wird. Das Geld fehle dann in Praxen und Kliniken für die Patientenversorgung.

Britische Ärzteverbände äußerten sich zurückhaltend angesichts der Einsparungen und Kürzungen. "Das ist besser als erwartet", so der Hauptgeschäftsführer der NHS-Confederation, Nigel Edwards.

Ein Sprecher des britischen Ärztebundes (British Medical Association, BMA) sagte der "Ärzte Zeitung": "Die Kürzungen kommen nicht unerwartet, aber die Ärzteschaft wird ihren Beitrag zur Haushaltssanierung leisten."

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Knappe ärztliche und Pflege-Ressourcen

Wie die Peritonealdialyse die Personalprobleme lindern könnte

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Alternatives Versorgungsmodell

Wenn der „Zuhause-Arzt“ alle Hausbesuche übernimmt

Lesetipps
Frühgeborenes Baby schlafend im Inkubator auf der Intensivstation mit angeschlossenen Überwachungskabeln.

© Toshi Photography / stock.adobe.com

Frühgeburt

Frühgeborene: Was bringen Probiotika?

Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus