Positionspapier

Der Bayerische Hausärzteverband fordert: Inklusive Medizin muss ins Studium

Fast jeder Arzt trifft irgendwann auf Patienten mit Behinderungen. Das Medizinstudium bereitet darauf nicht vor, stört sich der BHÄV. Immerhin bietet die BLÄK nun ein Seminar für Fachärzte an.

Michaela SchneiderVon Michaela Schneider Veröffentlicht:
Der Umgang mit Patienten, die geistig und oft auch körperlich schwer beeinträchtigt sind, stellt besondere Anforderungen an Ärzte. Der bayerische Hausärzteverband fordert deshalb, mehr Augenmerk im Studium auf dieses Thema zu richten.

Der Umgang mit Patienten, die geistig und oft auch körperlich schwer beeinträchtigt sind, stellt besondere Anforderungen an Ärzte. Der bayerische Hausärzteverband fordert deshalb, mehr Augenmerk im Studium auf dieses Thema zu richten.

München. Inklusive Medizin soll endlich Berücksichtigung im Medizinstudium finden, fordert der Bayerische Hausärzteverband (BHÄV).Der Landesvorstand hat dazu einstimmig ein entsprechendes Positionspapier verabschiedet.

Fast jeder Arzt werde im Laufe des Berufslebens mit Patienten konfrontiert, die geistig und oft auch körperlich schwer beeinträchtigt sind, sagt Dr. Ute Schaaf. Sie leitet die AG Inklusive Medizin im BHÄV, die das Papier erarbeitet hatte. Und: Sie betreut als Hausärztin ein Pflegeheim für Menschen mit komplexer Behinderung.

Patientenansprache und Schmerzerkennung

Aus eigener Erfahrung weiß Dr. Schaaf daher: Patienten richtig anzusprechen oder auch Schmerzen zu erkennen und richtig einzuordnen, stelle Kollegen, die darauf nicht vorbereitet seien, vor große Herausforderungen. Denn: Weder spielt inklusive Medizin im Studium eine größere Rolle, noch gibt es überhaupt Standardliteratur für den primärmedizinischen Bereich.

Mit dem Positionspapier will der BHÄV nun ein Umdenken erreichen. Darin sind Kompetenzen aufgelistet, die wichtig für die Behandlung von Menschen mit geistiger und komplexer Behinderung sind und die Medizinstudierenden vermittelt werden sollten. Aufgeführt sind die Bereiche Kommunikation, Schmerzerkennung, Recherchekompetenz zu seltenen Syndromen, die sozialrechtliche Situation, Fallstricke, die ärztliche Haltung und medizinische Versorgungsstrukturen.

BHÄV-Vorsitzender Dr. Wolfgang Ritter verweist darauf, dass sich Deutschland zur Umsetzung der Inklusion bekenne, inklusive Medizin ein wichtiger Teil davon sei und sich dies endlich auch im Medizinstudium niederschlagen müsse. Gleichzeitig begrüßt er, dass sich das Institut für Allgemeinmedizin an der Universität Augsburg mit Professorin Birgit Prodinger nun auch wissenschaftlich des Themas annehmen wird.

Neues Seminar für Fachärzte

Auch an anderer Stelle konnte Ute Schaaf einen Erfolg verbuchen, um die Medizin für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung oder mehrfacher Behinderung ins zentralere Bewusstsein zu rücken: Neuerdings bietet die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) ein Seminar zum Thema für alle interessierten Fachärzte an, das auf dem Curriculum „Medizin für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung oder mehrfacher Behinderung“ (100 UE) der Bundesärztekammer (2022) basiert.

Es gliedert sich in einen Grundkurs mit zwei anschließend zu absolvierenden Lernerfolgskontrollen. 50 Unterrichtseinheiten werden in Form einer Hospitation in einem Medizinischen Behandlungszentrum für Erwachsene mit geistiger oder schwerer Mehrfachbehinderung (MZEB) oder einer spezialisierten stationären Abteilung abgeleistet. Dieser praktische Part kann zeitgleich zum Grundkurs erfolgen. Details zum Seminar://www.blaek.de/fortbildung/seminare-veranstaltungen-der-blaek/medizin-fuer-menschen-mit-intellektueller-beeintraechtigung-oder-mehrfacher-behinderung

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