Hausärzteverband hält trotz rauer Zeiten Kurs

Der Hausärzteverband musste Nackenschläge hinnehmen. Dennoch ist das Ziel klar: Verträge nach altem Muster.

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BAD ORB (ras). Der Hausärzte- und der Pflegekräftemangel werden im gesundheitspolitischen Fokus der Bundestagswahl 2013 stehen. Der Hausärzteverband ist überzeugt, dass sich die politischen Optionen für Hausärzte wieder deutlich verbessern werden.

Eberhard Mehl, Hauptgeschäftsführer des Hausärzteverbandes, sagte beim "Berufspolitischen Oktoberfest" bei der practica 2011 in Bad Orb vor den über 1000 Teilnehmern, es seien erste Anzeichen in Sicht, wonach Hausärzte strukturell gestärkt werden sollen.

Bewegung in den Parteien

So habe die SPD die Hausarztverträge nach altem Muster wieder in ihr Gesundheitsprogramm geschrieben. Auch in die CDU komme Bewegung, da sich insbesondere die einflussreiche Senioren-Union derzeit massiv gegen den Hausärzte- und Pflegekräftemangel auflehnt.

Mehr und mehr Unterstützung für seine Positionen erhalte der Hausärzteverband auch von großen Verbänden wie etwa dem VdK Deutschland.

Drei Gründe für Verzögerung bei der Umsetzung seiner Selektivverträge

Der Hausärzteverband musste Nackenschläge hinnehmen. Ungünstige Umstände und unvorhergesehene Ereignisse seit der Bundestagswahl vor zwei Jahren hätten dazu geführt, dass der Hausärzteverband bei der Umsetzung seiner Selektivverträge um zwei Jahre zurückgeworfen worden ist.

Für diese Verzögerung machte Eberhard Mehl drei Gründe verantwortlich: Zum einen die Änderung des Paragrafen 73b SGB V, in dem die Hausärzteverträge nach altem Strickmuster finanziell kräftig abgespeckt worden sind.

Zum anderen die lang anhaltende Kontroverse um die Gefährdung des Datenschutzes privater Abrechnungsdienstleister - für Mehl der am "besten gesteuerte Angriff" auf den Hausärzteverband.

Und schließlich der gescheiterte Systemausstieg der bayerischen Hausärzte vom Dezember 2010, an dem die Hausärzte nicht nur in Bayern bis heute zu knabbern haben.

Verträge nach altem Recht erfolgreich gestalten

Mittlerweile habe sich der Hausärzteverband neu positioniert. Strategie des Verbandes sei es nun, die TK und IKK-Verträge nach altem Recht - etwa in Nordrhein-Westfalen, Bayern und demnächst in Hessen - erfolgreich zu gestalten.

Auch die alten Verträge in Bayern etwa mit der AOK sollen bis 2012 wieder reaktiviert werden, sicherlich jedoch zu schlechteren Bedingungen als zuvor, räumte Mehl ein.

Hauptziel bleibe es, bis 2013 in Baden-Württemberg unter Beweis zu stellen, dass die neuen Versorgungsverträge des Hausärzteverbandes zu einer deutlich besseren gesundheitlichen Versorgung der Patienten in einem Bundesland führen.

In Baden-Württemberg fast 300 Kassen mit im Boot

Hier, so berichtete Mehl vor den über 1000 practica-Teilnehmern, sei man auf einem sehr guten Weg. Bereits jetzt seien fast 300 Krankenkassen (96 Prozent aller Kassen) in Baden-Württemberg mit im Boot.

Und erste vielversprechende Ergebnisse, die allerdings erst 2012 vorliegen werden, seien ermutigend. Vor allem werde es darauf ankommen, mit Hilfe von Selektivverträgen die hohen Arzt-Patienten-Frequenzen zu drücken.

Mehl: "Wenn das nachzuweisen ist, sind die höheren Honorare mehr als gerechtfertigt."

practica-Teilnehmer beklagen: Viele Hausärzte profitieren nicht von Selektivverträgen

Allerdings räumte der Bundesvorsitzende Ulrich Weigeldt in Bad Orb auch ein, dass dem Verband außerhalb von Baden-Württemberg ein deutlich schärferer Wind ins Gesicht wehe.

So sei es in den TK/IKK-Verträgen nicht gelungen, zum Beispiel eine kontaktunabhängige Einschreibepauschale zu verankern.

practica-Teilnehmer beklagten zudem, dass viele Hausärzte von den Selektivverträgen nicht profitierten, weil Krankenkassen in vielen Bundesländern nicht mitspielten.

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