Modellprojekt

Hausärzteverband will eigene Versorgungszentren gründen

Älteren Ärzten den Ausstieg aus dem Beruf erleichtern und jungen einen besseren Einstieg ermöglichen, das ist Ziel der hausärztlichen Versorgungszentren. Der Hausärzteverband hat jetzt konkrete Pläne vorgestellt.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Älteren Hausärzten den Ausstieg erleichtern und jungen einen besseren Einstieg ermöglichen - das ist Ziel der hausärztlichen Versorgungszentren.

Älteren Hausärzten den Ausstieg erleichtern und jungen einen besseren Einstieg ermöglichen - das ist Ziel der hausärztlichen Versorgungszentren.

© Robert Kneschke / fotolia.com

DÜSSELDORF. Mit dem Konzept eines Hausärztlichen Versorgungszentrums (HVZ) will der Deutsche Hausärzteverband junge Mediziner für die hausärztliche Tätigkeit gewinnen. Das HVZ soll älteren Kollegen gleichzeitig die Möglichkeit geben, langsam aus der Praxisarbeit auszusteigen.

Das hat der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hausärzteverbands Eberhard Mehl beim Medica Econ Forum der Techniker Krankenkasse angekündigt.

"Wir brauchen einen begleiteten Einstieg in die Niederlassung, das Leben als Hausarzt ist kompliziert", sagte Mehl. Dafür sei das HVZ eine gute Möglichkeit.

Juristisches Konzept ist erarbeitet

Nach Angaben von Mehl hat der Verband vom Medizinrechtler Professor Bernd Halbe ein juristisches Konzept für die Organisation der Zentren erarbeiten lassen. Es ist vom Vorstand des Hausärzteverbands verabschiedet worden und soll demnächst publiziert werden.

"Wir werden das Konzept 2016 in einem ersten Modellprojekt umsetzen", sagte Mehl. Dazu gebe es eine Umfrage im Verband. Entscheidend sei, dass der Verband mit den Hausarztzentren nicht in Wettbewerb zu den praktizierenden Hausärzten treten will, erläuterte er.

 Die Idee ist deshalb, mit dem Pilotprojekt in eine Region zu gehen, in der es eine Gruppe älterer Hausärzte gibt, die zwar noch in der Versorgung tätig sein wollen, aber nicht mehr 60 Stunden in der Woche.

Diese Ärzte könnten in dem Zentrum ihre Stundenzahl langsam abbauen, während junge Ärzte den Umfang ihrer Tätigkeit ausweiten. "Es geht um das Ausgleiten der älteren Hausärzte und das Hereingleiten der Jungen", sagte er.

Nachwuchs-Hausärzte sollen zunächst angestellt werden, können auf Wunsch in die Selbstständigkeit hineinwachsen und am Ende einen Arztsitz übernehmen.

"Sie können entscheiden, ob sie mit dem erworbenen Arztsitz eigenständig arbeiten oder in der Kooperation bleiben wollen", sagte Mehl. "Das ist eines der zentralen Projekte in dieser Legislaturperiode."

Es wird wohl noch vier Jahre dauern

Der Vorstand des Hausärzteverbands ist im September gewählt worden. Es werde wohl vier Jahre dauern, das Projekt sauber aufzubauen, schätzt er.

Der Verband will es komplett mit Eigenmitteln finanzieren, unter anderem der Stiftung "Perspektive Hausarzt". Die Kooperation mit einer einzelnen Krankenkasse hält der Hauptgeschäftsführer nicht für sinnvoll. "Hausärzte können nicht kassenspezifisch versorgen."

Nachahmer sind dem Hausärzteverband willkommen. "Wir wollen kein Copyright, sondern ein gutes Konzept in die Landschaft bringen", betonte Mehl. Er verwies darauf, dass der Verband auch mit weiteren Projekten versuche, die hausärztliche Versorgung zukunftsfest zu machen.

Dazu zählten der Aufbau von Triage-Systemen und die Schulung von Versorgungsassistentinnen in der Hausarztpraxis (VERAH). Ziel sei es, die Ressource Hausarzt zu schonen, sagte Mehl. Zudem habe der Verband das Projekt Telearzt/Tele-VERAH initiiert.

In Kooperation mit der AOK Plus in Sachsen werde "Hausarzt 24" aufgelegt: die Erweiterung des Versorgungsangebotes durch ein Callcenter.

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