Hilfreiche Kooperation mit Studienbüro

Die Teilnahme an klinischen Studien ist für Betroffene und Praxen oft positiv. Erkenntnisgewinn und die Hoffnung, innovativ versorgt zu werden stehen im Mittelpunkt.

Christiane BadenbergVon Christiane Badenberg Veröffentlicht:
Diagnose Lungenkrebs: Für Patienten, Praxen und Kliniken kann die Beteiligung an einer klinischen Studie hilfreich sein.

Diagnose Lungenkrebs: Für Patienten, Praxen und Kliniken kann die Beteiligung an einer klinischen Studie hilfreich sein.

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FRANKFURT. Eine umfassende Behandlung von Onkologie-Patienten auf hohem Niveau ist nur in der Kooperation von niedergelassenen Praxen mit Tumorzentren sichergestellt. Davon geht der Frankfurter Onkologe Professor Hans Tesch aus. Optimal sei dabei, wenn die Ärzte auch noch eng mit einem Studienbüro kooperieren könnten.

Gerade die Zusammenarbeit mit einem Studienbüro, das natürlich räumlich, wirtschaftlich, juristisch und personell unabhängig von der Praxis sein müsse, bringe Patienten und Ärzten viele Vorteile, so Tesch in einem wissenschaftlichen Aufsatz. Er macht dies anhand der Onkologischen Gemeinschaftspraxis "Im Prüfling" in Frankfurt deutlich. Hier haben die vier Ärzte, die die Gemeinschaftspraxis betreiben, ein Studienbüro im Jahr 2002 als Gesellschafter gegründet. Sieben Mitarbeiterinnen sind damit beschäftigt, klinische Studien zu organisieren, zu koordinieren und zu dokumentieren.

Enge Zusammenarbeit mit Tumorzentren

Wichtigstes Ziel ist es, so Tesch, "klinische Studien im niedergelassenen Bereich kostendeckend und auf hohem Qualitätsniveau" zu organisieren. Eine enge Zusammenarbeit der Mitarbeiterinnen mit den Brustzentren ist dabei ein wichtiger Baustein bei der Arbeit. Tesch ist davon überzeugt, dass kontrollierte klinische Studien ein wichtiges Qualitätsmerkmal sind, der persönlichen Fortbildung und dem Erkenntnisgewinn dienen und von den Patienten gut akzeptiert werden, da sie sich "von der Teilnahme innovative Therapien und damit einhergehend eine bessere Prognose erhoffen".

Für die Praxis liege der Vorteil in der Zusammenarbeit mit dem Studienbüro in der besseren wirtschaftlichen Arbeitsweise. Im Regelfall ist der organisatorische und finanzielle Aufwand bei der Patientenversorgung in klinischen Studien vor allem für Praxen sehr hoch, so Tesch. Lediglich vier Prozent der Patienten würden an Studien teilnehmen. Das habe sich seit der Gründung des Studienbüros allerdings deutlich verbessert. So seien in der Gynäkologie seit 2002 fast 500 Patienten in klinischen Studien behandelt worden. "Die Praxis gehört heute zu den Top-Rekrutierern der drei Brustkrebsstudien Gepar-Trio, -Quattro und -Quinto der German Breast Group", schreibt Tesch. Die aktive Studienteilnahme sei ein medizinischer Kompetenzgewinn für die Beteiligten und ein "Grundpfeiler der Kooperation mit den regionalen Brustzentren".

Zahl der Patientinnen ist deutlich gestiegen

Nach Teschs Angaben betreut das Studienbüro derzeit 14 laufende Studien, unter anderem zu Mamma-, Ovarial und Kolonkarzinomen sowie zu hämatologisch-onkologischen Erkrankungen. 42 weitere Studien befänden sich in der Nachbeobachtungsphase. Zudem würden derzeit 30 Anwendungsbeobachtungen und nicht-interventionelle Studien über das Büro organisatorisch betreut und dokumentiert. Zu den weiteren Aufgaben des Studienbüros gehören laut Tesch die Unterstützung wissenschaftlicher und berufspolitischer Tätigkeiten der Ärzte "im Rahmen ihrer Arbeit im Brustzentrum und dem onkologischen Zentrum".

Das Studienbüro organisiert darüber hinaus auch Workshops, Weiterbildungsveranstaltungen oder Patiententage und kümmert sich um deren Koordination und Finanzierung. Wesentliche Vorteile des Studienbüros sieht Tesch neben den steuerlichen Aspekten auch darin, dass Fachpersonal sich um die anstehenden Tätigkeiten kümmert und der Praxisalltag nicht mit den Aufgaben belastet wird.

Laut Tesch ist es der onkologischen Gemeinschaftspraxis durch die vielen regionalen Kooperationen gelungen, die Strukturen zu verbessern, die Teilnahme an klinischen Studien zu erleichtern, die Versorgung der Patienten zu optimieren und die Zahl der Patienten zu erhöhen. Allein die Zahl der Brustkrebspatientinnen, die in der Gemeinschaftspraxis versorgt werden, hat sich nach Teschs Angaben in fünf Jahren verdoppelt.

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