Berlin/Brandenburg

Immer mehr psychische Erkrankungen

Psychische Erkrankungen sind in Berlin und Brandenburg immer häufiger die Ursache für Arbeitsunfähigkeit. Auch fast jede zweite Frührente ist psychisch bedingt.

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BERLIN. Psychische Erkrankungen sind in Berlin und Brandenburg nach Muskel-Skelett- und Atemwegserkrankungen die dritthäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit.

Während bei den beiden Spitzenreitern aber ein Abwärtstrend zu beobachten ist, steigt die Zahl psychisch bedingter Krankheitstage. Das geht aus dem zweiten länderübergreifenden Gesundheitsbericht hervor, der in Berlin vorgestellt wurde und den Zeitraum 2009 bis 2011 beleuchtet.

Demzufolge stieg der Anteil der durch psychische Krankheiten verursachten Fehltage im Berichtszeitraum von 12,4 auf 13,5 Prozent aller Krankheitstage an.

Am häufigsten litten Berliner und Brandenburger der Studie zufolge an Muskel-Skelett-Erkrankungen (21,5 Prozent der Krankheitstage) gefolgt von Atemwegserkrankungen mit 15,4 Prozent.

Überdurchschnittlich häufig sind dabei die Arbeitnehmer in den Gesundheits- und Pflegeberufen sowie in der öffentlichen Verwaltung, insbesondere in Schulen und Kindergärten, betroffen.

Für eine Frühverentung aufgrund von Erwerbsminderungen sind psychische Störungen laut der Studie sogar die mit Abstand häufigste Ursache. Fast jeder zweite Frührentner in Berlin und Brandenburg (47,3 Prozent) ist demnach aufgrund psychischer Probleme frühzeitig aus dem Berufsleben ausgeschieden.

Brandenburgs Gesundheitsstaatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt (Die Linke) sprach von einem "alarmierenden Ergebnis". "Beschäftigte dürfen mit den arbeitsbedingten psychischen Belastungen nicht allein gelassen werden", sagte sie.

Hartwig-Tiedt forderte die Krankenkassen auf, kleinere und mittlere Unternehmen im betrieblichen Gesundheitsmanagement besser zu unterstützen.

Außerdem kündigte sie eine Bundesratsinitiative des Landes Brandenburg in Zusammenarbeit mit Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Bremen an.

"Das Arbeitsschutzgesetz soll um eine Verordnung ergänzt werden, die arbeitsbedingte psychische Belastungen erfassen und vermeiden hilft", erklärte sie.

Insgesamt ist dem Gesundheitsbericht zufolge die Zahl der Krankmeldungen bei den gesetzlich versicherten Arbeitnehmern in der Region im Zeitraum 2009 bis 2011 von 4,7 auf 4,9 Prozent gestiegen (Bundesdurchschnitt: 3,8 Prozent).

Dabei lag der Krankenstand in Brandenburg in allen drei Berichtsjahren über dem Berliner Durchschnitt. Damit gingen 2011 der Volkswirtschaft in der Region den Angaben zufolge insgesamt knapp 25 Millionen Arbeitstage durch Krankheit verloren.

Für die Studie wurden die Daten von knapp 1,4 Millionen Arbeitnehmern und damit 71,4 Prozent aller sozialpflichtig versicherten Beschäftigten der Region ausgewertet. Beteiligt hatten sich sechs gesetzliche Krankenkassen sowie erstmalig auch die Deutsche Rentenversicherung. (wul)

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