Zi-Studie

Immer weniger Belegabteilungen in Deutschlands Kliniken

Innerhalb von fünf Jahren schrumpft die Zahl belegärztlicher Abteilungen um mehr als 200. Das zeigt eine aktuelle Studie.

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Augenärzte und HNO-Ärzte gehören zu den Fachgruppen, die besonders häufig belegärztliche Leistungen erbringen.

Augenärzte und HNO-Ärzte gehören zu den Fachgruppen, die besonders häufig belegärztliche Leistungen erbringen.

© Mathias Ernert, Praxis Dr. Vivell, Bruchsal

Berlin. Die Zahl der Belegabteilungen in deutschen Krankenhäusern ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Das geht aus einer vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) geförderten Studie der Universität Köln hervor.

Wurden im Jahr 2012 in den strukturierten Qualitätsberichten der Krankenhäuser noch 1403 Belegabteilungen ausgewiesen, waren es fünf Jahre später schon 202 weniger. Der Rückgang könne nicht zwangsläufig damit erklärt werden, dass diese Leistungen nun in Hauptabteilungen oder nicht bettenführenden Abteilungen erbracht würden, so das Zi.

Oft alleinige stationäre Versorger

Betrachte man die Verteilung der belegärztlichen Abteilungen auf Stadt- und Landkreisebene genauer, falle auf, dass in den Fachgebieten wie der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde sowie der Augenheilkunde Belegabteilungen oft die alleinigen stationären Versorger im Kreis seien, so das Zi.

Somit trügen sie in einigen Fachgebieten maßgeblich zum Erhalt der stationären Versorgung bei. Das gelte vor allem für Bayern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz mit einem Anteil zwischen 16 und 20 Prozent. Einen hohen belegärztlichen Anteil gibt es auch in der Urologie, Orthopädie und in der Gynäkologie.

Der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried betrachtet den Rückgang der belegärztlichen Leistungen mit Sorge. „Vertragsärzte leisten als Belegärzte vor allem in ländlichen Regionen Deutschlands einen ganz maßgeblichen Beitrag zur Sicherstellung der stationären Versorgung. Ohne sie würde in immer mehr Fachabteilungen der Kliniken das Licht ausgehen“, warnt er. Leidtragende wären die Patienten, die immer weitere Wege zum nächsten Krankenhaus auf sich nehmen müssten, so von Stillfried.

Finanziell unattraktiv

Der Zi-Vorstandsvorsitzende führt die negative Entwicklung auf unattraktive finanzielle Rahmenbedingungen für die Belegärzte zurück. Er fordert deshalb, das belegärztliche System „dringend durch eine umfassende Vergütungsreform abzusichern.

Für Krankenhäuser seien Belegabteilungen attraktiv, wenn eigene Hauptabteilungen nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können, heißt es in der Studie des Instituts für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft an der Uni Köln.

Im Gegensatz zu Hauptabteilungen wiesen Belegabteilungen geringere Fixkosten auf und könnten von den Kliniken leichter aufrechterhalten werden. Vor allem kleinere Krankenhäuser, die typisch belegärztliche Fachdisziplinen abdeckten, wiesen anteilig eine hohe Insolvenzgefahr auf.

Doch trotz möglicher Vorteile einer nahtlosen Versorgung über die Sektorengrenzen hinweg, bestünden seitens der Kliniken kaum finanziellen Anreize zum Erhalt oder der Förderung belegärztlicher Abteilungen, heißt es. (chb)

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