In England sollen Call-Center Hausarzttermine vergeben

Englands Gesundheitsminister will aus Kostengründen die Rezeptionen in den staatlichen Hausarztpraxen schließen. Ärzte und Patienten laufen Sturm gegen die Pläne.

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Nett allein reicht nicht - jedenfalls nicht britischen Hausärzten, die sich gegen den Ersatz von Mitarbeitern an der Praxisrezeption durch Callcenter wehren.

Nett allein reicht nicht - jedenfalls nicht britischen Hausärzten, die sich gegen den Ersatz von Mitarbeitern an der Praxisrezeption durch Callcenter wehren.

© JENS SCHMIDT / fotolia.com

LONDON (ast). Britische Hausärzte sind empört, weil das Londoner Gesundheitsministerium mittelfristig die meisten Praxisrezeptionen abschaffen und durch anonyme Call Center ersetzen will. Zehntausende Arbeitsplätze in den Hausarztpraxen sind bedroht, warnten die Berufsverbände.

Gesundheitsminister Andrew Lansley steht unter Druck, Kosten im staatlichen Gesundheitswesen (National Health Service, NHS) zu senken. Deshalb ließ der Minister im vergangenen Jahr von Gutachtern prüfen, ob im Primärarztsektor rationalisiert werden kann. Die Experten empfahlen, die Hausarzt-Telefonrezeptionen zu ersetzen. Praktisch bedeutet das, Patienten, die einen Hausarzttermin buchen möchten, zukünftig statt in der Praxis in einem Call Center namens "NHS Direct" anrufen müssen. Das Call Center, das landesweit unter der Rufnummer "111" zu erreichen ist, bucht dann den Hausarztbesuch online in der Praxis des Patienten. Der direkte Kontakt zwischen Hausarztpraxis und Patient wird eingeschränkt. Das soll jährlich dreistellige Millionenbeträge einsparen.

Allerdings laufen Patientenverbände, Gewerkschaften und die hausärztlichen Berufsverbände Sturm gegen dieses Vorhaben. "Das ist eine verrückte Idee", so Dr. Philip Cox aus Buckinghamshire. Der Hausarzt befürchtet, dass die Abschaffung der Telefon-Rezeption in seiner eigenen Praxis "organisatorisches Chaos und frustrierte Patienten" hinterlassen werde. Andere Hausärzte sehen das ähnlich.

Der britische Ärztebund (British Medical Association, BMA) steht der Idee ebenfalls kritisch gegenüber. Jahrelang hätten sich britische Hausärzte um mehr Patientennähe bemüht. Jetzt versuche das Gesundheitsministerium aus Kostengründen, diese neu gefundene Patientennähe abzuschaffen. "Das ist keine gute Idee", so ein BMA-Sprecher in London zur der "Ärzte Zeitung". Gesundheitsminister Lansley hält ungeachtet der Kritik an seinen Plänen fest. Das neue Buchungssystem wird bereits in rund 20 NHS-Hausarztpraxen in der Grafschaft Surrey getestet. Erste Ergebnisse seien "interessant und vielversprecend", berichten britische Medien.

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