Interview zur AstraZeneca-Impfaktion

KV Hessen-Chef zum Urlaubs-Impfen: „Wir sind ein bisschen mutig in Hessen“

Im Interview erklärt Hessens KV-Chef Frank Dastych, wie es zur Urlaubsaktion mit der Corona-Vakzine Vaxzevria® gekommen ist. Und er bitte um Verständnis von seinen ärztlichen Kollegen.

Denis NößlerVon Denis Nößler Veröffentlicht:
Hessens KV-Chef Frank Dastych

Hessens KV-Chef Frank Dastych

© Carolina Ramirez Fotografie

Ärzte Zeitung: Woher kam die Idee für „Geimpft sicher in den Urlaub – wer will, der kann“?

Frank Dastych: Ein Grund ist das schlechte Image des AstraZeneca-Impfstoffs, den wir nach wie vor für sehr gut halten. Deswegen haben wir gesagt, dass wir ihn Menschen anbieten wollen, die ihn haben wollen.

Haben Sie Sorge, dass die Ärzte auf der Vakzine sitzen bleiben?

Nein. Der Impfstoff hat in den Praxen aber einen enormen Beratungsaufwand. Das ist neben der Regelversorgung nicht darstellbar. Deswegen hoffen wir, mit der Aktion Menschen zu erreichen, die sich im Vorfeld darüber informieren.

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Sie wollen d ies en Aufwand binnen vier Wochen quasi abfeiern ?

Ich erwarte, dass bei der Zweitimpfung der Beratungsaufwand gar nicht mehr nötig ist.

Welche Vertragsärzte nehmen an der Aktion teil, muss man sich anmelden?

Nein. Jede Praxis, die mitmachen möchte, kommuniziert das ihren Patienten.

Als Patient rufe ich an und es heißt: Ja oder Nein?

Ja. Und da bitten wir die Menschen in Hessen um Verständnis, wenn manche Praxen eben Nein sagen.

Bei Ihren Kollegen war der Unmut groß, als Sie die Aktion kundgetan haben. War das vielleicht ein bisschen voreilig?

Ich hätte es auch lieber gehabt, wenn wir dass länger hätten vorbereiten können. Aber die Entscheidungen sind im Moment ja alle sehr kurzfristig und das Zeitfenster zu den hessischen Sommerferien schließt sich. Mit vier, sechs Wochen Vorlaufzeit wäre so eine Aktion gar nicht möglich. Jetzt haben die Praxen zwei Wochen Zeit, die Termine zu planen und Impfstoff zu bestellen. Wir wollen das Impfen in Hessen damit ein ganzes Stück nach vorne bringen.

Die Zweitimpfung soll es bereits nach vier Wochen geben, obwohl der Impfschutz mit längerem Intervall zunimmt. Nehmen Sie nicht eine schwächere Schutzwirkung in Kauf?

Nein, das nehmen wir nicht in Kauf. Wir haben uns das gut überlegt, sind aber auch ein bisschen mutig. Von AstraZeneca kam jüngst die Mitteilung, dass der Impfschutz nach vier Wochen deutlich besser sein soll als bislang gedacht.

Wird die Priorisierung nicht auch in Hessen bald kippen?

Ja, das hätte ich vorgestern gerne schon gewusst, als wir das gestartet haben. Aber Sie sehen ja, es gibt jeden Tag neue Entwicklungen. Und wenn sie erst auf irgendwelche Entscheidungen warten, können Sie in der jetzigen Situation gar nichts mehr machen. Es tut mir auch leid für die Kolleginnen und Kollegen, die sich überrollt fühlen. Es drängt halt die Zeit. Ich habe aber auch eine Menge positiver Rückmeldungen aus den fachärztlichen Praxen bekommen, die hoffen, jetzt mehr impfen zu können.

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