KV Hessen: Licht und Schatten nach der Umstrukturierung

Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen hat in den vergangenen Jahren große Bereiche neu strukturiert. Ein Erfolg der Umorganisation: Die Verwaltungskosten sollen schon bald gesenkt werden. Aber der Verlust von Fachkräften in der Verwaltung hat auch negative Folgen.

Von Sabine Schiner Veröffentlicht:

FRANKFURT/MAIN. Vor zwei Jahren hat sich der hessische KV-Vorstand vorgenommen, alte Strukturen aufzubrechen und die Körperschaft auf Vordermann zu bringen. Die Umstrukturierung zeigt erste Erfolge. Beim Thema Service hapert es aber noch.

Wichtigster Punkt der Modernisierung war die Auflösung von Doppelstrukturen. In Limburg und Marburg wurden die Bezirksstellen geschlossen, anderen Bezirksstellen wurden zu Servicestellen umgewandelt. Abgerechnet wird nur noch in Frankfurt, wo auch die komplette Buchhaltung geführt wird. "Wir haben jetzt flachere Hierarchien", sagt KV-Chefin Dr. Margita Bert im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Von den mehr als 900 Arbeitsplätzen wurden 300 durch "einvernehmliche Trennungen, Altersteilzeit" abgebaut. Ergebnis: Die Verwaltungskosten werden im Herbst um 0,2 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent gesenkt. Nächstes Jahr sollen sie unter 2,5 Prozent liegen. "Das Ergebnis mag banal klingen", sagt KV-Vize Dr. Gerd W. Zimmermann. Doch allein die Zusammenlegung der sieben Bezirksstellen in eine zentrale Landesstelle sei nicht einfach gewesen. "Das waren sieben Fürstentümer, die eine eigene Buchhaltung und eine eigene Honorarverteilung hatten", erklärt er.

Die Bezirksstellen in Kassel, Gießen, Wiesbaden und Darmstadt seien zu Beratungszentren umgewandelt worden. Dort arbeiten jetzt je 20 Mitarbeiter. Sie haben eine spezielle Schulung bekommen und sollen sich künftig ausschließlich um die Ärzte vor Ort kümmern. "Sie müssen keine sonstigen Verwaltungsaufgaben mehr übernehmen", berichtet Margita Bert. Mit der Qualität der Beratung sind allerdings viele Ärzte unzufrieden. Die KV weiß von der eher negativen Außenwirkung. "Es handelt sich dabei um Anlaufschwierigkeiten, die noch beseitigt werden müssen", sagt Zimmermann.

Das gleiche gelte für die Bearbeitung der Widersprüche. "Da läuft es unrund", sagt Zimmermann und erklärt dies mit einem Mangel an qualifizierten Mitarbeitern. "Wir haben im Verlauf der Umstellung Personal verloren, das wir nicht verlieren wollten." Dies zeige sich, so Zimmermann, auch in der Statistikabteilung. Die Folge: Simulationsberechnungen zum 1. Juli über die Verlustquote im Vergleich zum dritten Quartal 2009 wird es in diesem Jahr nicht geben. "Es sind keine Voraussagen möglich, die Manpower fehlt." Für die Ärzte ist das bitter. Das weiß auch die KV-Spitze. "Wir verhandeln mit dem Personalrat", sagt Margita Bert. "Wir können so wichtige Teile der KV nicht lahmlegen."

Mit der Arbeit der Abrechnungs-Abteilung ist Zimmermann zufrieden. Die massiven Abrechnungsprobleme der KV vor einigen Jahren waren einst der Auslöser für die Modernisierung. Bereits 2006 war ein externes Consulting-Unternehmen beauftragt worden, um die Prozesse neu zu strukturieren. "Wir sind heute im Schnitt zehn Tage schneller als andere KVen", sagt Zimmermann. Die Vorwürfe von Ärzten, der KV-Arbeit fehle es an Transparenz, weist Margita Bert zurück: "Transparenter als wir kann man nicht sein." Es werde nicht gemauschelt, auf der KV-eigenen Webseite im Internet könne sich jeder Arzt bis ins Detail informieren. "Mehr geht nicht."

Wie weit die KV-Spitze bei dem Reformprozess nicht nur die Vertreterversammlung, sondern auch die Vertragsärzte hinter sich hat, wird sich im Oktober zeigen. Dann ist in Hessen KV-Wahl. Bert und Zimmermann wollen beide wieder antreten - Bert als Gynäkologin für die Facharztliste, Zimmermann für die Hausärzte. "Wir harmonieren bestens und wir wollen das, was wir angefangen haben, beenden", sagt Bert.

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