Ambulante Versorgung

KVWL wirft Politik Missachtung der Niedergelassenen vor

Die aktuelle Politik in Berlin verursacht nicht nur Chaos in den Arztpraxen, sondern gefährdet die Qualität der ambulanten Versorgung, findet der Chef der KV Westfalen-Lippe Dr. Dirk Spelmeyer.

Veröffentlicht:
KVWL-Chef Dr. Dirk Spelmeyer findet, dass die Berliner Gesundheitspolitik von größtmöglicher Missachtung für die Ärztinnen und Ärzte geprägt ist.

KVWL-Chef Dr. Dirk Spelmeyer findet, dass die Berliner Gesundheitspolitik von größtmöglicher Missachtung für die Ärztinnen und Ärzte geprägt ist.

© Lars David Neill

Dortmund. Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe Dr. Dirk Spelmeyer hat den politischen Umgang mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten scharf kritisiert. „In meinen Augen ist es vor allem die Gesundheitspolitik in Berlin und anderswo, die der ambulanten Versorgung die kalte Schulter zeigt und versucht, uns direkt ins Chaos zu treiben“, sagte Spelmeyer am Samstag auf der Vertreterversammlung in Dortmund.

Es vergehe kaum eine Woche, in welcher der Tragik-Komödie der Digitalisierung nicht ein neues Kapital hinzugefügt werde. „Wenn man die Projekte E-Rezept, E-Patientenakte oder ganz aktuell die Finanzierung der Telematikinfrastruktur anschaut, weiß der Betrachter wirklich nicht, ob er angesichts des offenen Dilettantismus des Bundesgesundheitsministeriums lachen oder weinen soll“, polemisierte er.

Kurz vor Jahresende immer noch keine Details zu den Impfungen

Auch andere Aktionen des Ministeriums würden zur Posse geraten. Spelmeyer verwies auf das „überhastete Vorhaben“, die Corona-Impfungen in die Regelversorgung zu überführen. Dabei sei vergessen worden, was alles vorher geregelt werden müsste: die Lieferketten über die Apotheken, die Lieferung von Einzelimpfdosen für den bedarfsgerechten Einsatz, die Aufnahme in die regionalen Impfvereinbarungen und die Verhandlungen mit den gesetzlichen Kassen zur Vergütung der Impfung.

Am 10. Dezember gebe es immer noch keine verlässliche Regelung, wie das Impfen im Januar weiterlaufen könne, kritisierte Spelmeyer. „Das ist Politik mit der größtmöglichen Missachtung für uns Ärztinnen und Ärzte.“

„Ideologische Staatsmedizin à la Lauterbach“

Noch mehr Sorgen als das kurzfristige Chaos machen dem KVWL-Chef die langfristigen Strategien der Regierung. Die Ärzteschaft führe schon seit geraumer Zeit einen Abwehrkampf gegen die Übertragung der Heilkunde auf andere Berufe. „Das stärkt nicht die beste ambulante medizinische Versorgung der Menschen, sondern führt in eine ideologische Staatsmedizin à la Lauterbach.“

Weitere „Kampflinien der Gegenwart“ sieht Spelmeyer beim Impfen durch Apotheker und bei der künftigen Rolle von qualifizierten Pflegekräften und Community Health Nurses, die ohne ärztliche Anweisung Entscheidungen zur Behandlung treffen können sollen. Die KVWL setze ihre Ziele klar gegen solche Missstände und schlechten Absichten. „Unsere Vision ist eindeutig. Wir wollen das Beste rausholen für die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten und für unsere Mitglieder.“ (iss)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

© Paolese / stock.adobe.com (Model mit Symbolcharakter)

Neuer Therapieansatz bei erektiler Dysfunktion

Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Kranus Health GmbH, München
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!