Hessen

Kliniklandschaft im Umbruch

Unruhige Zeiten in Hessen: Das Land muss einen Maximalversorger vor der Insolvenz retten. Für Ministerium und Kommunen steht die Neuordnung der Kliniklandschaft vor der Tür.

Von Rebecca Beerheide Veröffentlicht:
Vor zwei Jahren kam der Neubau am Klinikum Offenbach. Nun sind die finanziellen Probleme so groß, dass das Land dringen einen Käufer sucht.

Vor zwei Jahren kam der Neubau am Klinikum Offenbach. Nun sind die finanziellen Probleme so groß, dass das Land dringen einen Käufer sucht.

© Dedert / dpa

WIESBADEN. Die Versorgungslandschaft in Hessen befindet sich derzeit im Umbruch: Neben der früheren KV-Spitze stehen auch die Kliniken in der Schusslinie.

Im September hatte Landesgesundheitsminister Stefan Grüttner (CDU) ein Konzept für eine regionale Klinik-Holding vorgestellt und die Kommunen ermutigt, sich daran zu beteiligen.

Dass die dramatische finanzielle Lage an einigen Häusern nicht nur vom Ministerium herbeigeredet wurde, zeigte sich vor wenigen Tagen: In einer Nacht-und-Nebel-Aktion musste Grüttner gemeinsam mit den Beteiligten vor Ort das Klinikum Offenbach vor der Insolvenz retten - ein kommunaler Maximalversorger mit 900 Betten und 2300 Mitarbeitern.

Jetzt wird unter Hochdruck nach einem Käufer gesucht. Pikant dabei: Grüttner selbst ist in Offenbach CDU-Chef.

Nun wird ihm, wie auch dem Regierungspräsidium, vorgeworfen, dabei zugeschaut zu haben, wie die hoch verschuldete Stadt Offenbach immer wieder das defizitäre Klinikum unterstützen musste.

Der derzeitigen Versorgungssituation in Hessen geben Kassen und Politiker eine sehr gute Note.

"Es gibt eine gute Versorgung in Stadt und Land. Alle Beteiligten sind aufgerufen, damit dieses Angebot so bleibt", sagte Barbara Voß, Leiterin der Landesvertretung der TK, beim parlamentarischen Abend der Initiative Gesundheitswirtschaft Rhein-Main in Wiesbaden.

Die Diskussion solle aber nicht beim Geld stehen bleiben, sondern nach vorne gerichtet sein, so Voß.

KV mit sich selbst beschäftigt

Der ambulanten Versorgung vor allem im Rhein-Main-Gebiet attestiert auch SPD-Gesundheitspolitiker Dr. Thomas Spies insgesamt eine Überversorgung.

Allerdings müsse die Betrachtung auch hier kleinteiliger sein -  in sozial benachteiligten Stadtteilen von Darmstadt oder Frankfurt gebe es bereits eine klare Unterversorgung an Haus- und Fachärzten.

Er plädiert dafür, künftig bei der Organisation von Versorgung auf die Verwaltungsebene zu achten: So sei beispielsweise der Rettungsdienst auf Landkreisebene sehr gut organisierbar, Bedarfsplanung müsse auf Daten aus den Kreisen basieren.

Kliniken hingegen "sollten nicht mit der Brille der Landkreise" betrachtet werden, so Spies.

Dass kommunale Kliniken in der Organisation und Finanzierung immer öfter an ihre Grenzen stoßen, dem pflichtete auch Jörg Osmers aus dem Sozialministerium zu. "Vor 15 Jahren haben wir das Problem bereits thematisiert, erst heute habe ich dabei Zuhörer."

Osmers weiter: "Früher war die Klinikträgerschaft für die Landkreise eine Lust, heute ist es eine Last."

Auch im ambulanten Bereich mahnt Osmers neue Denkformen an. Obwohl die KV noch den Einzelkämpfer in der Praxis als Idealbild sehe, sei der passé. "Diese Situation ist eine Chance für die Selbstverwaltung, neue Strukturen aus eigener Kraft zu schaffen."

Die KV Hessen ist allerdings derzeit mit sich selbst beschäftigt: Mitten in den regionalen Honorarverhandlungen und der Diskussion um eine kleinteiligere Bedarfsplanung, sucht sie nach den Rücktritten der früheren Chefs nach einem neuen Führungsduo oder Spitzentrio.

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