Kommentar

Abbau von Klinikbetten: Ganz schön mutig!

Sachsens Ministerpräsident will Klinikbetten im Land abbauen. Er wird sich auf Widerstand einstellen müssen.

Christiane BadenbergVon Christiane Badenberg Veröffentlicht:

Krankenhäuser schließen, Betten abbauen – das war schon in Vor-Coronazeiten für Politiker ein heikles Thema. Wo immer ein Krankenhaus geschlossen wird oder nur einzelne Stationen stillgelegt werden, regt sich massiver Protest in der Bevölkerung. Und die Kritiker sehen sich aktuell durch die Pandemie bestätigt. Plötzlich steht Deutschland mit seinen knapp 2000 Krankenhäusern und seiner Flexibilität beim Aufbau von Beatmungskapazitäten im internationalen Vergleich als Musterschüler da. Selbst die Ängstlichsten dürften das Gefühl haben, in unserem Land bei einer Pandemie gut aufgehoben zu sein.

Da ist es schon mutig, wenn Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bei der jüngsten Kammerversammlung eine neue Bettenplanung für sein Bundesland ankündigt. Trotz Corona und trotz einer AfD, die bei den Landtagswahlen mit 27,5 Prozent nur 4,6 Prozentpunkte hinter Kretschmers CDU lag und die Populismus nicht scheut. Und Bettenabbau sowie Klinikschließungen lassen sich nicht nur in diesen Krisenzeiten leicht populistisch ausschlachten.

Erschwerend kommt hinzu, dass in Sachsen auch die Linke mit 10,6 Prozent bei der letzten Wahl noch deutlich vor Kretschmers Koalitionspartnern Grüne und SPD lag. Für die Linke ist klar, in Sachsen darf kein Krankenhaus geschlossen werden. Der Widerstand, auf den sich die Kenia-Koalition bei ihren Plänen gefasst machen muss, wird also erheblich sein.

Lesen Sie dazu auch
Lesen sie auch

Umso mehr kommt es darauf an, dass die Landesregierung ihre Pläne gut begründet und ein schlüssiges Konzept vorlegt. Die Sachsen müssen der Landesregierung vertrauen können, dass eine gute Versorgung in der Fläche sichergestellt ist und nur für komplexe Erkrankungen längere Wege zurückgelegt werden müssen. Dann kann eine Reform der Krankenhauslandschaft trotz populistischer Gegenwehr gelingen.

Schreiben Sie der Autorin: christiane.badenberg@springer.com

Mehr zum Thema

„Keine weiteren bundesweiten Blaupausen“

AOK drängt auf stärker regional ausgerichtete Versorgungskonzepte

Versorgungslage

Ärztemangel? Prognose: Schwindsucht

Das könnte Sie auch interessieren
Verschiedene Gesichter

© Robert Kneschke / stock.adobe.com / generated with AI

Seltene Erkrankungen

GestaltMatcher – Per Gesichtsanalyse zur Orphan Disease-Diagnose

Künstliche Intelligenz gilt auch in der Medizin als Schlüsseltechnologie, mit deren Hilfe zum Beispiel onkologische Erkrankungen stärker personalisiert adressiert werden könnten.

© Kanisorn / stock.adobe.com

EFI-Jahresgutachten 2024 übergeben

KI: Harter Wettbewerb auch in der Medizin

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Tag der Privatmedizin 2023

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kommunikation und Datenschutz

Neue Perspektiven für IT in der Praxis

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“