Steuerzuschuss

Krankenkassen fordern langfristige Konzepte für stabile GKV-Finanzen

Die geschäftsführende Bundesregierung will am Mittwoch einen ergänzenden Steuerzuschuss zur gesetzlichen Krankenversicherung beschließen. Gut so, finden die Krankenkassen – halten aber weitere Maßnahmen für erforderlich.

Veröffentlicht:
Die Kassen wollen dem Vorhaben der Bundesregierung zur GKV-Finanzierung ihren Stempel aufdrücken.

Die Kassen wollen dem Vorhaben der Bundesregierung zur GKV-Finanzierung ihren Stempel aufdrücken.

© Z6944 Sascha Steinach / ZB / picture alliance

Berlin. Krankenkassen haben langfristige Konzepte zur Stabilisierung der Finanzlage der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gefordert. „Anderenfalls droht in absehbarer Zeit eine Explosion der Krankenkassen-Beitragssätze“, sagte die Vorstandsvorsitzende des Verbands der Ersatzkassen (vdek), Ulrike Elsner, am Dienstag.

Die nächste Bundesregierung müsse Sorge tragen, dass das GKV-System „auf Dauer verlässlich und nachhaltig finanziert wird“. Dazu gehöre, den Steuerzuschuss des Bundes zum Gesundheitsfonds auf einem höheren Niveau zu verstetigen, sagte Elsner. Dies sei erforderlich, um versicherungsfremde Leistungen der Kassen und pandemiebedingte Mehrausgaben angemessen abzudecken.

Ermäßigter Steuersatz für Arzneimittel

Darüber hinaus brauche es einen kostendeckenden Beitrag für die Empfänger von Arbeitslosengeld II. Hier habe sich mittlerweile eine Deckungslücke bei den Kassen in Höhe von rund zehn Milliarden Euro aufgetan. Zudem sei der Mehrwertsteuersatz für Gesundheitsleistungen grundsätzlich auf den ermäßigten Satz von sieben Prozent abzusenken.

„Dadurch würden nicht nur die Beitragszahler der GKV, sondern auch Menschen mit geringen Einkommen entlastet, etwa in der Apotheke beim Kauf von rezeptfreien Arzneimitteln“, argumentierte Elsner.

Die „Ampel“-Koalitionäre müssten sich darüber hinaus zum Ziel setzen, dass geeignete stationäre Leistungen noch häufiger als bisher ambulant erbracht werden könnten, so Elsner. Derartige Strukturreformen machten das System „effizienter“.

Ähnlich hatte sich zuvor die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, Dr. Doris Pfeiffer, geäußert. Mit dem Beschluss eines reduzierten Mehrwertsteuersatzes für Arzneimittel, einem der Ausgabensteigerung folgenden Bundeszuschuss sowie kostendeckenden Beiträgen für Arbeitslosengeld-II-Bezieher könnte eine neue Regierung schon nächstes Jahr „den Boden für längerfristig stabile Finanzen bereiten“, so Pfeiffer in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Sieben plus sieben Milliarden Euro

Das geschäftsführende Bundeskabinett will an diesem Mittwoch eine Vorlage von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für einen höheren Steuerzuschuss zur GKV beraten. Demnach soll der Zuschuss für das Jahr 2022 um weitere sieben Milliarden Euro aufgestockt werden – insgesamt fließen dann 28,5 Milliarden Euro an Steuerzuschuss.

vdek-Chefin Elsner betonte, mit dem ergänzenden Zuschuss lasse sich ein „deutlicher Anstieg der Kassenbeiträge im kommenden Jahr“ verhindern. (hom)

Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Abrechnungsbetrug

AOK Hessen: Meiste Betrugsversuche bei Pflege

Höhere Gesundheitskosten

PKV-Schutz wird 2025 deutlich teurer

Sonderberichte zum Thema
Insgesamt lässt sich auf jeden Fall sagen, dass die Kosten an vielen Stellen schneller gestiegen sind als der Orientierungswert.

© Leafart - stock.adobe.com

Praxismanagement

So bekommen Sie steigende Praxiskosten in den Griff

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: apoBank
Bulle und Bär: Wer wird im Anlagejahr 2024 die Oberhand behalten? Zuletzt waren angesichts der Kurssteigerungen die Bullen auf der stärkeren Seite.

© peterschreiber.media / stock.adobe.com

Jahresausblick Geld und Vermögen

Geldanlage: Comeback des klassischen gemischten Portfolios

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: apoBank
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Altersbedingter Hörverlust: Ursache ist eine Degeneration der Cochlea. Verstärkt wird der Prozess vermutlich durch Entzündungen und mikrovaskuläre Veränderungen.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

Niedrigdosierte Gabe

ASS hilft nicht gegen Hörverlust im Alter