Kassenzuschuss

Spahn legt sieben Milliarden Euro für die GKV nach

Gesundheitsminister Jens Spahn hat auf das Votum des Schätzerkreises reagiert: Die Gesetzliche Krankenversicherung soll für das kommende Jahr mit weiteren sieben Milliarden Euro rechnen dürfen.

Veröffentlicht:
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn legt nach und stellt der GKV weitere Milliarden in Aussicht.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn legt nach und stellt der GKV weitere Milliarden in Aussicht.

© Jens Krick/ Flashpic/picture alliance

Berlin. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) legt nach: Im kommenden Jahr soll der ergänzende Bundeszuschuss an die gesetzliche Krankenversicherung 14 Milliarden Euro betragen.

Das geht aus dem Referentenentwurf einer Verordnung aus dem Gesundheitsministerium von Montagvormittag hervor, der der „Ärzte Zeitung“ vorliegt. Ohne zusätzliches Geld des Bundes müssten die Versicherten mit „erheblichen Zusatzbeitragssteigerungen“ rechnen, heißt es in dem Entwurf.

Damit erhält die GKV bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr einen Zuschlag von sieben Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Der künftige Finanzminister müsste also 28,5 Milliarden anstatt der regulären 14,5 Milliarden Euro an Kassenzuschuss überweisen. Der Schätzerkreis beim Bundesversicherungsamt hatte am 13. Oktober 284,2 Milliarden Euro an Ausgaben der Kassen für das kommende Jahr und eine Finanzierungslücke von mindestens sieben Milliarden Euro prognostiziert.

Lesen sie auch

Finanzminister muss mitziehen

Nachschlag Nummer zwei bedarf des „Einvernehmens“ mit Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und des Bundestages. Ziel ist es, den Zusatzbeitrag stabil bei 1,3 Prozent zu halten und somit die „Sozialgarantie“ einer Begrenzung der Sozialversicherungsbeiträge insgesamt auf knapp unter 40 Prozent einzuhalten.

Der Zuschuss wird daher ausdrücklich auch damit begründet, die deutsche Wirtschaft nicht mit höheren Lohnnebenkosten zu belasten, während sie noch mit den Folgen der Corona-Pandemie belastet sei. Fachleute gehen davon aus, dass der Bund auch im kommenden Jahr noch Reserven haben wird.

Vor Abgesängen auf die GKV wird gewarnt

Aus einem 2020 geschaffenen Corona-Hilfsfonds von 600 Milliarden Euro sei zum Beispiel bislang nur wenig abgerufen worden, hieß es am Montag in Berlin. Vor Abgesängen auf die GKV hatten auch Gesundheitsökonomen vor kurzem gewarnt. Eine beitragsfinanzierte GKV sei zu keinem Moment unsicher, hatte der Gesundheitsökonom Professor Jürgen Wasem bei einer Veranstaltung angemerkt.

Die finanzielle Lage der Krankenkassen wird auch im Jahr 2022 angespannt bleiben. Es sei mit konjunkturbedingten Mindereinnahmen zu rechnen, warnen die Autoren des Referentenentwurfs.

Zudem seien die Finanzreserven der Kassen schon angegriffen. Sie mussten im laufenden Jahr, ebenfalls aufgrund eines Gesetzes der Großen Koalition, acht Milliarden Euro aus ihren Reserven zur Stützung des Gesundheitsfonds abbauen. (af)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Knackpunkt Selbstzahlerleistungen

Der richtige Umgang mit IGeL-Fallen

Nephrologen-Kongress

Sport an der Dialyse: Evidenz hui, Krankenkassen pfui

„ÄrzteTag“-Podcast

Dürfen Vertragsärzte Kassenpatienten Privattermine anbieten, Frau Vogtmeier?

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 18.10.202118:10 Uhr

Der Gesetzliche Bundeszuschuss für versicherungsfremde GKV-Leistungen muss als Finanzausgleich für die kostenfreie volle Mitversicherung von Kindern bis zum 18. Lebensjahr und nicht erwerbstätige Ehegatten w/m/d geleistet werden. Hinzu kommen Kosten für
Alkohol-, Tabak-, Drogen-Folgen; Sport-Schädigungen und schädigende Umwelteinflüsse; (Verkehrs-)Unfälle; Naturkatastrophen, Großschadenereignisse und nicht zuletzt Pandemiefolgen von SARS-CoV-2-Infektionen und COVID-19-Erkrankungen.

Das bisherige Angebot von 14,5 Milliarden € ist beschämend und völlig unzureichend. Auch zusätzliche 2×7 Mrd € zur Finanzierung "Versicherungsfremder Leistungen" durch die GKV reichen hinten und vorne nicht.

Ohne jeglichen GKV-Beitragsausgleich werden jedes Jahr die Folgen von Alkohol-, Tabak- und Drogen-Konsum, Sportverletzungen, Umweltschädigungen, (Verkehrs-)Unfällen, Naturkatastrophen und Großschadenereignissen vorgestreckt. Zuletzt seit 2020 auch sämtliche Pandemiefolgen.
Zugleich hält der Bundesfinanzminister bei den beiden erstgenannten Punkten über umfangreiche Steuereinnahmen schamlos die Hand auf.

Im letzten Familienreport der Bundesregierung - www.bmfsfj.de/BMFSFJ/familie,did=195578.html - wurde allein von 16 Milliarden Euro jährlichem GKV-Finanzierungsbedarf für die kostenlose Mitversicherung von Kindern und Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr ausgegangen. Und von zusätzlichen 13 Milliarden Euro GKV-Leistungen für nicht erwerbstätige Ehegatten und den erweiterten Sozialausgleich: Das waren zusammen schon 2016 allein 29 Milliarden Euro GKV-Ausgaben, die von von GKV-Beitragszahlern und Arbeitgeber-Beiträgen gestemmt wurden.

28,5 Mrd € reichen nicht mal, die laufenden Kosten der GKV zu decken, o h n e die Coronavirus-Pandemie und ihre Folgen.

Mit SARS-CoV-2-Infektionen und SARS-CoV-2-Infektionen wird es eine folgenschwere Unterdeckung bei der Finanzierung der Gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland geben.

Mf+kG, Ihr Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

Welche neuen ePA-Funktionen 2026 kommen sollen

Lesetipps
Eine Hand fängt 500-Euro-Geldscheine auf, die durch die Luft wirbeln.

© vegefox.com / stock.adobe.com

Vermögensforscher im Interview

Welche Eigenschaften helfen, reich zu werden

Sie kommt relativ oft vor, wird aber oft übersehen: die kardiale autonome diabetische Neuropathie.

© Aleksandra Kuzmina / stock.adobe.com

Kardiale autonome diabetische Neuropathie

Das neuropathische Herz – ein Risiko