Saarland

„Kultur des Hinschauens“ gegen Missbrauch

Nach dem Skandal an der Homburger Uni-Klinik setzt das Saarland auf ein Kontrollgremium.

Von Michael Kuderna Veröffentlicht:

SAARBRÜCKEN. Das Saarland richtet eine Kinderschutzkommission ein. Gesundheitsministerin Monika Bachmann sagte, die Entscheidung sei unabhängig von dem Missbrauchs-Skandal an der Homburger Uni-Klinik gefallen.

Gleichzeitig forderte Bachmann „eine Kultur des Hinschauens“. Die CDU-Politikerin erklärte, sie wolle die Überprüfung und Verbesserung von Schutzkonzepten auf eine möglichst breite Basis stellen.

Deshalb sei ihr die Einsetzung einer Kommission lieber als ein Beauftragter, der aber – sollten die Fachleute dies wünschen – später noch zusätzlich bestellt werden könnte.

Startschuss im August

Laut Bachmann neigen inzwischen die meisten Bundesländer zur Kommissions-Lösung. Im Saarland werden dem Gremium neben Vertretern mehrerer Ministerien Experten aus Praxis und Wissenschaft angehören, darunter Vertreter des Weißen Rings, der Jugendämter, der Jugendhilfe-Träger und Ärzte.

Zugesagt hat auch der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Ulm, Professor Dr. Jörg Michael Fegert, der auch der Kommission in Baden-Württemberg angehört und die katholische Kirche beim Thema Missbrauch Minderjähriger berät. Die saarländische Kommission soll im August ihre Arbeit aufnehmen.

Zeitnah Empfehlungen erhofft

Neben der Evaluierung bereits vorhandener Konzepte bei den Trägern erhofft sich Bachmann auch „zeitnah“ Empfehlungen, um Schutz- und Versorgungslücken zu schließen und die Kommunikations- und Kooperationsstrukturen zu verbessern.

Zugleich versicherte Bachmann, dass sie erst im Frühjahr aus der Presse über die Umtriebe eines offenbar pädophilen Assistenzarztes in der Ausscheidungsambulanz der Unikliniken in Homburg erfahren habe.

Sie habe auch keinen Zweifel daran, dass weder ihr Staatssekretär noch die beiden weiteren Mitglieder der Landesregierung im Aufsichtsrat der Klinik etwas gewusst hätten. Aus ihrer Sicht hätte das Kontrollgremium aber spätestens informiert werden müssen, als dem Arzt Ende 2014 gekündigt wurde.

Auch hätten die Eltern informiert und die Kinder betreut werden müssen, sagte Bachmann. Sie erwarte eine lückenlose Aufklärung der Vorfälle durch eine Task Force, deren Sonderermittler und gegebenenfalls auch durch einen Landtagsuntersuchungsausschuss. (kud)

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