Omikron-Welle

Kurze Quarantäne soll Praxen und Kliniken am Laufen halten

Bund und Länder wollen auf ihrem Gipfel einen Rahmen schaffen, um das Gesundheitswesen trotz der Omikron-Mutante stabil zu halten. Die Beschlussvorlage liegt vor – Marburger Bund-Chefin Johna meldet Zweifel am geplanten Quarantäne-Konzept an.

Von Anno Fricke Veröffentlicht:
In großer Sorge wegen der rasanten Omikron-Ausbreitung auch in Deutschland: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

In großer Sorge wegen der rasanten Omikron-Ausbreitung auch in Deutschland: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

© Michael Sohn / dpa

Berlin. Impfen, neue Quarantäneregeln, Zugangs- und Kontaktbeschränkungen sollen der erwarteten hohen Omikron-Welle die Wucht nehmen. Das geht aus der Beschlussvorlage für den Bund-Länder-Gipfel hervor, die der „Ärzte Zeitung“ vorliegt.

Die Regierungschefinnen und -chefs schalten sich am Freitagnachmittag per Video zusammen. Noch im Januar ist bereits ein weiteres virtuelles Treffen geplant.

Die Zahl der Infektionen ist im Steigflug. 56300 Neuinfektionen meldet das Robert-Koch-Institut am Freitag. Die Inzidenz liegt mit 303 um rund 90 höher als vor einer Woche. Der Wert gibt die Zahl der Infektionen je 100000 Einwohner binnen sieben Tagen wieder.

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„Starke Infektionsdynamik“

Nach der Warnung des Corona-Expertenrates am Donnerstag vor einer Gefährdung der medizinischen Versorgung in Deutschland durch eine „starke Infektionsdynamik“ steht die Arbeitsfähigkeit von Arztpraxen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen im Mittelpunkt der politischen Aufmerksamkeit.

Die Gesundheitsbehörden der Länder sollen „gebeten“ werden, die Kliniken auf die erwartet hohen Infektionszahlen mit der Omikron-Variante vorzubereiten.

„Es wird eine neue Quarantäneordnung geben“, hat Gesundheitsminister Professor Karl Lauterbach in diesem Zusammenhang am Donnerstagabend beim Sender „RTL“ angekündigt. Sie solle sicherstellen, dass das tägliche Leben weitergehen könne, so der SPD-Politiker.

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Beschlussvorlage: „Ausgewogenes Konzept“

In der Beschlussvorlage ist von einem „ausgewogenen Konzept zur Isolation von Erkrankten und zur Quarantäne von Kontaktpersonen“ die Rede. Die Quarantänedauer soll demnachgenerell von 14 auf zehn Tage herabgesetzt werden.

Um auch von einer Infektion betroffene Beschäftigte in Gesundheitseinrichtungen und weiterer Dienstleister wie Rettungsdienst, Polizei, Feuerwehr und Wasser- und Stromversorgern so schnell wie möglich wieder einsetzen zu können, soll ein Freitesten mit negativem PCR-Test und 48 Stunden Symptomfreiheit nach sieben Tagen möglich sein, für Kontaktpersonen nach mindestens fünf Tagen.

Die Gesundheitsministerkonferenz hatte am Mittwoch eine Verkürzung auf fünf Tage auch für Infizierte ins Spiel gebracht. Geboosterte Kontaktpersonen sollen von der Quarantänepflicht befreit werden.

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MB-Vorsitzende meldet Zweifel an

Die Vorsitzende des Marburger Bundes, Dr. Susanne Johna, warnte in diesem Zusammenhang vor einer Knappheit an PCR-Tests. Omikron werde zudem auch zu Infektionen der Beschäftigten in den Laboren führen.

Man solle sich daher auch mit zwei Antigentests in Folge freitesten können. Die geplanten Quarantäne- und Isolationsregeln bedürften deshalb eines „Plan B“, sagte sie dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Gesundheitsminister Lauterbach hatte zuvor erklärt, es stünden ausreichend PCR-Tests bereit. Es könnten 2,3 Millionen PCR-Tests pro Woche vorgenommen werden. Der Verband akkreditierter Labore hatte in dieser Woche gemeldet, über ausreichende Kapazitäten zu verfügen.

Lauterbach hält Impfpflicht im Spiel

Die Beschlussvorlage geht auch auf das Impfen ein. Die Impfkampagne soll „mit Hochdruck“ fortgesetzt werden. Grund sei die Feststellung des Expertenrates, dass die Boosterimpfung im Augenblick den besten Immunschutz gegen die Omikron-Variante biete.

Im Interview mit „RTL“ sprach sich Lauterbach erneut für eine Impfpflicht aus. Die aktuelle Virus-Variante sei zwar hoch ansteckend, führe aber zu eher milderen Verläufen. Es könne in Zukunft aber auch hoch ansteckende Varianten geben, die gleichzeitig sehr gefährlich seien. Der beste Schutz sei eine hohe Impfquote, und wenn die nicht erreicht werden könne, sei eine Impfpflicht nötig.

Boostern schafft Bewegungsfreiheit

Die Beschlussvorlage enthält auch eine Verschärfung der Kontaktbeschränkungen. Schon in der kommenden Woche, spätestens ab dem 15. Januar, soll der Zugang zur Gastronomie ohne Auflagen nur noch für geboosterte Restaurantbesucher und Kneipengänger möglich sein. Alle anderen sollen demnach doppelt geimpft sein und einen tagesaktuellen Test vorlegen können. Die Länder wollen Bars und Kneipen besonders daraufhin unter die Lupe nehmen.

In Kinos, Theatern und im Einzelhandel soll 2G fortgelten. Die Maskenpflicht in Geschäften und in öffentlichen Verkehrsmitteln soll ebenso bestehen bleiben wie die derzeit geltenden Kontaktbeschränkungen bei privaten Zusammenkünften. Zudem sollen Arbeitnehmer wo möglich wieder verstärkt von zu Hause aus arbeiten, um Kontakte am Arbeitsplatz und auf dem Arbeitsweg verringern zu helfen.

Omikron im Norden schon vorherrschende Variante

Wie stark sich die Omikron-Mutante hierzulande ausbreitet, zeigen neue RKI-Zahlen zur Kalenderwoche 52/2021. Im Norden von Deutschland ist sie schon die vorherrschende Variante (siehe nachfolgende Karte).

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