Fachkräfte-Zuwanderung

Laumann mahnt Willkommenskultur an

Vertreter von Gesundheitsberufen, die nach Nordrhein-Westfalen kommen, müssten merken, dass sie gern gesehen werden, fordert der Sozialminister.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

DÜSSELDORF. Das Gesundheitswesen muss bei der Aufnahme von Ärzten und Pflegekräften aus dem Ausland noch deutlich besser werden, findet der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). „Wir haben abschreckende Strukturen, wir haben keine Willkommenskultur“, sagte Laumann beim Neujahrsempfang der Techniker Krankenkasse (TK) Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf.

Die Vertreter von Gesundheitsberufen, die nach Nordrhein-Westfalen kommen, bräuchten Hilfestellungen, sie müssten merken, dass sie gern gesehen werden, forderte Laumann. „Wir müssen das besser organisieren als bisher.“ Er verwies auf die Bedeutung des Zuwachses von außen: „2018 kamen 1500 Ärzte aus dem Ausland nach Nordrhein-Westfalen, 2000 haben wir selbst ausgebildet.“

Die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen ist eines der Themen, die dem Minister am Herzen liegen, ebenso wie der Ausbau der Medizinerausbildung im bevölkerungsreichsten Bundesland. Doch nicht nur bei den Ärzten müssen nach seiner Ansicht die Ausbildungskapazitäten erweitert werden, sondern auch in der Krankenpflege. Er sieht die Krankenpflegeschulen in der Pflicht, mehr Schüler aufzunehmen, schließlich gebe es mehr Bewerber als Plätze. „Fachkräftemangel löst man am besten durch Ausbildung, Ausbildung, Ausbildung.“

Das Gesundheitswesen brauche neben einer starken medizinischen Spezialisierung auch „eine gute Dosis Mentalität der Pflege“. „Mir liegt an einem dem Menschen zugewandten Gesundheitswesen“, sagte Laumann. Es sei wichtig für die Akzeptanz des Sozialstaats. Das System habe sich nach den Menschen zu richten und nicht umgekehrt, betonte er.

Auch der stellvertretende TK-Vorsitzende Thomas Ballast sieht bei der Patientenorientierung noch Luft nach oben. Es gebe noch zu viel Irrationalitäten im System. Ein Beispiel: „Pflegeberatung gibt es erst, wenn man einen Pflegegrad hat.“ Das Gesundheitswesen sei noch sehr weit davon entfernt, die Bedürfnisse und Erfahrungen der Patienten in den Mittelpunkt zu stellen. „Das gilt auch für uns“, weiß er.

Bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen dürfe man nicht locker lassen, sagte Ballast. „Die Technik kann helfen, die Versorgung sicherzustellen und die Ausbildung zu organisieren.“ Kein Verständnis hat er für Ärzte, die den Anschluss an die Telematikinfrastruktur verweigern. Sie müssten eigentlich inzwischen verstanden haben, dass die Telematikinfrastruktur allen nützt.

Der TK-Vize warb für eine starke gemeinsame Selbstverwaltung im Gesundheitswesen. Sie sei die beste Art und Weise, das Gesundheitswesen zu organisieren, auch wenn es nicht immer mit der gewünschten Dynamik vorangehe. Aber das sei immer noch besser, als die Selbstverwaltung durch Richtlinien-Geber zu ersetzen und die Entscheidungen in die Hand des Gesundheitsministers zu geben. „Dann würde die Akzeptanz des Gesundheitswesens auf Dauer nachlassen“, warnte er.

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