Quality-of-Life-Preis

Lebensqualitäts-Forschung ist längst keine Nische mehr

Die prämierten Arbeiten für den Quality-of-Life-Preis geben einen Einblick in die Vielfalt der Forschungsansätze.

Von Pete Smith Veröffentlicht:
Preisträger und Juroren des diesjährigen Quality of Life-Preises: Die Preisträger Dorothea Jäckel (2. Preis), Dr. Heike Schmidt und Professor Dirk Vordermark (1. Preis) und Professor Astrid Müller (2. Preis) (untere Reihe von links).

Preisträger und Juroren des diesjährigen Quality of Life-Preises: Die Preisträger Dorothea Jäckel (2. Preis), Dr. Heike Schmidt und Professor Dirk Vordermark (1. Preis) und Professor Astrid Müller (2. Preis) (untere Reihe von links).

© Lilly Deutschland GmbH

BAD HOMBURG. Das mittlere Alter von Tumorpatienten in Deutschland beträgt knapp 70 Jahre (Frauen: 67 Jahre, Männer: 68 Jahre), doch bei der Beurteilung der Lebensqualität von Krebspatienten fand diese Tatsache bis vor wenigen Jahren keine Berücksichtigung.

Referenzdaten für Patienten in den Altersgruppen 70 bis 80 Jahre und älter wurden erst 2013 veröffentlicht. Darauf gründend, haben der Strahlentherapeut Professor Dirk Vordermark und die Psychotherapeutin Dr. Heike Schmidt von der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ein Modul entwickelt, um hochaltrige Tumorpatienten prospektiv zu Beginn, am Ende und sechs Monate nach einer Strahlentherapie zu ihrer Lebensqualität zu befragen.

Sie fanden heraus, dass sich sechs Monate nach Therapieende sowohl die körperlichen Funktionen der Patienten verschlechtert als auch ihre Zukunftssorgen vergrößert und die Belastungen durch ihre Krankheit zugenommen hatten.

Preis zum 22. Mal verliehen

Ihre Erkenntnisse nutzten die Hallenser Wissenschaftler, um in einer Pilotstudie eine komplexe Intervention zum Erhalt der Lebensqualität alter Tumorpatienten zu testen, wofür sie kürzlich den diesjährigen Quality of Life-Preis erhalten haben.

Die von dem in Bad Homburg ansässigen Arzneimittel-Hersteller Lilly gestiftete Auszeichnung, die in diesem Jahr bereits zum 22. Mal vergeben wurde, würdigt Forschungsprojekte zur Messung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, des Patientennutzens und der Patientenpräferenz sowie die Entwicklung entsprechender Messinstrumente.

An der Pilotstudie von Vordermark und Schmidt nahmen 100 Tumorpatienten im mittleren Alter von 76 Jahren mit mindestens einer Komorbidität und einer funktionellen Einschränkung teil. Die Intervention bestand aus einem umfangreichen geriatrischen Assessment, ergänzt durch die Erfassung allgemeiner und altersspezifischer Lebensqualität vor Therapiebeginn sowie einer zusätzlichen telefonischen Nachbetreuung durch eine onkologische Fachpflegekraft.

Von den 57 Respondern sechs Monate nach der Therapie berichteten 35 Prozent von einer Verbesserung, 36 Prozent von einer Stabilisierung und 29 Prozent von einer Verschlechterung ihrer Lebensqualität. Die Intervention soll nun weiterentwickelt und in einer randomisierten Studie auf ihre Wirksamkeit untersucht werden.

43 Bewerber

In diesem Jahr haben sich 43 Wissenschaftler und Teams um den Quality of Life-Preis beworben, deutlich mehr noch als im vergangenen Jahr. Die meisten Arbeiten stammten dabei aus den Bereichen Onkologie, Mundgesundheit, Herz/Thorax und ZNS.

Neben dem 1. Preis wurden in diesem Jahr zwei zweite Preise vergeben, und zwar an die Diplom-Psychologin Dorothea Jäckel vom Vivantes Klinikum am Urban in Berlin und an Professor Astrid Müller von der Medizinischen Hochschule Hannover.

Jäckel hat sich in ihrer Arbeit der beruflichen Wiedereingliederung von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen gewidmet. Sie stellen die am stärksten von Teilhabe auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ausgeschlossene Personengruppe dar, womit eine erhebliche Verminderung ihrer Lebensqualität verbunden ist.

Mit ihrem Team untersuchte die Berliner Psychologin in einer randomisierten kontrollierten Studie über einen Zeitraum von fünf Jahren die Effekte des evidenzbasierten Programms Supported Employment auf die beruflichen Eingliederungsraten, die (teil-) stationäre Inanspruchnahme und subjektive Lebensqualität von 85 Menschen mit schweren psychischen Störungen.

Positiver Einfluss der Erwerbsarbeit

Sie fanden heraus, dass Studienteilnehmer, die langfristig einer Arbeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt nachgehen, eine signifikant bessere subjektive Lebensqualität aufweisen und seltener (teil-) stationär behandelt werden müssen.

Astrid Müller widmet sich in ihrer mit dem 2. Quality of Life-Preis von Lilly ausgezeichneten Arbeit der Frage, wie sich bariatrische Eingriffe auf die Lebensqualität adipöser Menschen auswirken. Derzeit, so Müller, werden pro Jahr etwa 10.000 solcher Operationen in Deutschland registriert.

Dennoch habe es bislang keine Messinstrumente zur Beurteilung der Lebensqualität von Patienten nach einem bariatrischen Eingriff gegeben. Diese Lücke haben die Wissenschaftlerin von der MHH und ihr Team jetzt geschlossen.

In mehreren Schritten entwickelten sie Fragebögen, in denen etwa nach dem postoperativen Essverhalten, dem Körperempfinden, dem familiären Rückhalt, sozialer Diskriminierung, Partnerschaft und Zufriedenheit mit der Operation gefragt wird. Herausgehoben wurde der Fokus auf die Patientenperspektive, wodurch man sich eine bessere Versorgung dieser Gruppe erhofft.

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