Anti-Corona-Maßnahmen

Leopoldina empfiehlt harten Lockdown

Bund und Länder diskutieren, wie sie damit umgehen sollen, dass die Zahl der Corona-Infektionen kaum sinkt. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat nun Empfehlungen vorgelegt – und die haben es in sich.

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Schulen gelten eigentlich nicht als Treiber der Pandemie. Trotzdem sollte bald vorübergehend die Schulpflicht aufgehoben werden, fordern Wissenschaftler der Leopoldina.

Schulen gelten eigentlich nicht als Treiber der Pandemie. Trotzdem sollte bald vorübergehend die Schulpflicht aufgehoben werden, fordern Wissenschaftler der Leopoldina.

© Eibner-Pressefoto / picture alliance

Berlin. Angesichts der anhaltend hohen Zahl an Neuinfektionen fordert die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die Anti-Corona-Maßnahmen drastisch zu verschärfen.

Die Schulpflicht sollte bereits ab nächster Woche bis zu den Weihnachtsferien aufgehoben und Kontakte „auf das absolute Mindestmaß reduziert“ werden, heißt es in einer Pressemitteilung vom Dienstag. „Ab dem 24. Dezember 2020 bis mindestens zum 10. Januar 2021 sollte in ganz Deutschland das öffentliche Leben weitgehend ruhen und ein harter Lockdown gelten.“

Hierfür sollten alle Geschäfte bis auf die des täglichen Bedarfs geschlossen, die Weihnachtsferien in den Bildungseinrichtungen verlängert und das Home-Office, wenn möglich, gestattet werden.

Außerdem empfehlen die Wissenschaftler für den Wiederbeginn des Unterrichts ab dem 10. Januar ländereinheitliche Regeln für Wechselunterricht in den weiterführenden Schulen, die ab einem bestimmten Infektionswert greifen sollen. Für alle Jahrgangsstufen sollte ein Mund-Nasen-Schutz im Unterricht verpflichtend sein.

Transparente Regeln erforderlich

„Erforderlich ist zudem eine langfristige politische Einigung auf ein klares, mehrstufiges und bundesweit einheitliches System von Regeln, die ab einer bestimmten Anzahl von Fällen pro 100.000 Einwohner greifen. Durch ein einheitliches und nachvollziehbares Vorgehen werden die Maßnahmen für Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen transparent, verständlich und planbar“, heißt es weiter.

Die Leopoldina begründet ihre Forderungen mit der hohen Zahl an täglichen Todesfällen und der derzeit enormen Belastung des medizinischen Personals in Krankenhäusern.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Montag in einer Video-Sitzung der Unionsfraktion nach Angaben von Teilnehmern ebenfalls betont, dass man mit den bisherigen Maßnahmen nicht von den hohen Infektionszahlen herunterkomme. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte härtere Regeln nicht ausgeschlossen.

KMK-Präsidentin ist skeptisch

Ob sich Bundesregierung und Ministerpräsidenten vor Weihnachten dazu noch einmal zusammenschalten, ist noch unklar. Nicht alle Länder-Regierungschefs halten das für notwendig. Bislang sind neue Beratungen in dem Rahmen für den 4. Januar geplant.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig sieht Schulschließungen in großem Umfang allerdings weiterhin skeptisch. In allererster Weise müsse darüber diskutiert werden, wie man sich über Weihnachten und Silvester verhalte und „nicht wieder als erstes“ daran gedacht werden, Schulen zu schließen oder Schülerinnen und Schüler möglichst zu Hause zu lassen, sagte die SPD-Politikerin am Dienstag auf Nachfrage.

Wechselunterricht als Option

Da wo es notwendig sei, müsse man in den Wechselunterricht gehen, das mache man auch, sagte Hubig. Präsenzunterricht sei aus Sicht der Bildungsminister wichtig. Der Infektions- und Gesundheitsschutz müsse mitberücksichtigt werden. Die Zahlen deuteten nicht darauf hin, dass es starke Übertragungen in Schulen gebe. „Die Schulen sind nicht die Hotspots und nicht die Treiber der Pandemie“, so die KMK-Präsidentin.

Hubig wollte sich nicht direkt zu den neuesten Empfehlungen der Leopoldina äußern. Diese müsse sie sich zunächst genau ansehen. Eine Aufhebung der Schulpflicht würde bedeuten, dass Eltern selbst entscheiden könnten, ob ihre Kinder zur Schule gehen. Dieses Angebot gab es auch im Frühjahr schon in einigen Bundesländern, bevor die Schulen schließlich ganz geschlossen wurden. (dpa)

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