Boom in Sozialtarifen

Linke fordert Abschaffung der PKV

Veröffentlicht:

BERLIN. Die Linke sieht die steigende Zahl der Privatversicherten in Sozialtarifen als Beleg für das Scheitern der privaten Krankenversicherung (PKV) und fordert einmal mehr deren Abschaffung.

"Durch die steigende Inanspruchnahme von Sozialtarifen erbringt das PKV-System selber den Beweis, dass es nicht funktioniert", sagt die Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann zur Antwort der Regierung auf ihre Anfrage zu den Sozialtarifen.

Die Zahl der säumigen Beitragszahler im PKV-Notlagentarif legte 2017 um 3000 auf 106.200 Versicherte zu.

Im Basistarif und im Standardtarif für Versicherte – eine Alternative für Versicherte, denen der Beitrag in ihrem bisherigen Tarif zu hoch ist – gab es ebenfalls einen Anstieg.

Im Standardtarif wuchs der Bestand um 2900 auf 50.200, im Basistarif legte er um 1100 auf 31.400 zu. Diese Zahlen hatte der PKV-Verband bereits im Juni in seinem Rechenschaftsbericht veröffentlicht.

Der Branchenverband betont, dass es auch in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) Beitragsschuldner gibt. Tatsächlich sei das Problem dort deutlich gravierender, wenn die Schuldensumme zur Zahl der Versicherten in Verhältnis gesetzt wird, erläutert der Verband. Nach seinen Angaben lag die Schuldensumme der PKV-Notlagentarif-Versicherten 2017 bei 386,5 Millionen Euro.

In der GKV hätten sich die geschuldeten Beiträge dagegen auf 7,82 Milliarden Euro belaufen. (tau)

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Kommentare
Stefan Reker 09.09.201810:36 Uhr

PKV fordert Abschaffung der Linken

Sorry, meine Überschrift ist ein schlechter Witz - wie auch die Überschrift des o.a. Artikels...
Dass die Linke die PKV abschaffen möchte, ist keine Nachricht, sondern ein alter Hut. Dass die Ärzte-Zeitung in der Überschrift von einem „Boom in Sozialtarifen“ schreibt, ist ebenfalls keine Nachricht, sondern ein Reinfall auf die These der Linken. Tatsache ist vielmehr, dass seit Einführung des Notlagentarifs im Jahr 2013 die Zahl der Beitragsschuldner von rund 149.000 um 29 Prozent zurückgegangen ist auf 106.200 Personen Ende 2017 – weniger als 1,3 Prozent aller Privatversicherten. Ein „Boom“?

Die auf rund 100 Euro monatlich reduzierten Beiträge im Notlagentarif geben den Beitragsschuldnern die Chance, ihre Schulden schneller abzuzahlen und dann in ihre normalen Tarife zurückzukehren. Die durchschnittliche Verweildauer von weniger als einem Jahr zeigt, dass der Notlagentarif das erklärte Ziel des Gesetzgebers erfüllt, dass die Betroffenen ihre Schulden leichter tilgen können.

Diese soziale Lösung für Beitragsschuldner funktioniert in der PKV sogar deutlich besser als in der GKV. Dort müssen Selbstständige unabhängig vom Einkommen weiterhin jeden Monat über 330 Euro Beitrag zahlen, wodurch ihre Rückstände entsprechend weiter steigen und es ihnen immer schwerer fällt, die Schulden zu begleichen. Dass Beitragsschuldner nur Anspruch auf Notfall-Leistungen haben, gilt in der GKV wie in der PKV gleichermaßen.

In den erwähnten PKV-Sozialtarifen „Standardtarif“ und „Basistarif“ sind zusammen weniger als 1% der Privatversicherten. (Ein „Boom“?) Dass die PKV diese Lösungen für Menschen mit Einkommenseinbußen anbietet, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern beweist im Gegenteil, dass das System gut funktioniert.

Der „Standardtarif“ bietet Leistungen auf dem Niveau der GKV – für einen Durchschnittsbeitrag von rund 300 Euro. Und sozial Hilfebedürftige erhalten im „Basistarif“ ebenfalls Leistungen auf GKV-Niveau – oft sogar ohne eigenen Beitrag, weil dann die Versichertengemeinschaft und die Sozialbehörden die Beitragskosten je zur Hälfte übernehmen.

Wenn die Linken-Abgeordnete Zimmermann die Inanspruchnahme des Notlagentarifs als vermeintlichen Beweis anführt, dass das System „nicht funktioniert" – dann müsste sie sich freilich noch mehr Sorgen um die GKV machen, denn deren Außenstände von Beitragsschuldnern sind gemessen an der Versichertenzahl mehr als doppelt so hoch, wie die im Artikel zitierten Zahlen zeigen.
Stefan Reker (Sprecher des PKV-Verbandes)

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