Alte Menschen und der Klimawandel
Lokale Hitzeaktionspläne: Geriater wollen stärker eingebunden werden
Extreme Hitze im Zuge des Klimawandels setzt besonders Senioren zu. Hier fordert die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie von den verschiedenen Akteuren ein, auf ihre Expertise zurückzugreifen.
Veröffentlicht:Berlin. Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) wirbt dafür, auf nationaler Ebene Geriaterinnen und Geriater stärker in den Umweltschutz einzubinden – zum Beispiel bei der Erstellung von lokalen Hitzeaktionsplänen. „In größeren Städten sind zudem die verschiedenen Stadtviertel in der Regel sehr unterschiedlich von Hitze, Feinstaub- und Ozonbelastung betroffen. Das heißt, man kann auch in der Praxis und im Krankenhaus aufgrund eines unterschiedlichen Einzugsbereichs mit sehr unterschiedlichen Szenarien konfrontiert sein“, wird Professor Jürgen M. Bauer, Ärztlicher Direktor des Geriatrischen Zentrums am Universitätsklinikum Heidelberg, in einer DGG-Meldung vom Dienstag zitiert.
Dies betreffe auch die Gefährdung der älteren Menschen durch eine erhöhte Feinstaubbelastung, welche sowohl das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen als auch für einen beschleunigten funktionellen Abbau erhöhe. Um zukünftig mit diesen großen Herausforderungen besser umgehen zu können, seien ein gemeinschaftliches Vorgehen und eine entsprechende politische Willensbildung nötig – und zwar mit Unterstützung durch geriatrische Expertise. Die Folgen von Klimawandel und Umweltverschmutzung beträfen ältere Menschen aufgrund ihrer erhöhten Vulnerabilität in besonderem Maße, ruft die DGG in Erinnerung.
Umweltfreundliche Ernährung muss altersgerecht sein
Präventionsmaßnahmen, um mit diesen klimaassoziierten Herausforderungen erfolgreich umzugehen, können laut DGG an vielen verschiedenen Stellen ansetzen. Dazu gehöre im konkreten Umfeld zum Beispiel die Sicherstellung einer verträglichen Zimmertemperatur, sachkundige Informationen über die empfohlene Lüftung von Räumen, eine ausreichende Hydratation sowie Anpassungen der medikamentösen Therapie. Neben Diuretika und Antihypertensiva sollten bei transdermalen Systemen sowie bei subkutan verabreichten Medikamenten eine Dosisanpassung erwogen werden.
Auch seien bestimmte Klima- und Umweltschutzmaßnahmen auf ihre Anwendbarkeit für ältere Menschen zu überprüfen. Das gelte zum Beispiel für die „Planetary Health Diet“, die die EAT-Lancet Kommission entwickelt habe, um die Gesundheit der Menschen und des Planeten gleichermaßen zu schützen. Empfohlen werde dabei eine vorwiegend pflanzenbasierte Ernährung, die einen geringen Anteil an Fleisch- und Milchprodukten beinhaltet. Mehrere aktuelle Studien hätten unlängst die älteren Menschen in den Blick genommen. „Dabei zeigt sich, dass diese Zielgruppe durch die vorgeschlagene Diät einem erhöhten Risiko für eine Unterversorgung mit bestimmten Nährstoffen ausgesetzt wird. Bei Einhaltung der Empfehlung wird unter Umständen zu wenig Calcium, Vitamin B12 und hochwertiges Protein zugeführt. Das heißt, wir müssen auch hier bei unseren Patientinnen und Patienten genau hinschauen und gegebenenfalls diese Empfehlung modifizieren“, so Bauer. (eb)