Tarifverhandlungen

Marburger Bund ruft Mitglieder zum Warnstreik

Vor der dritten Tarifrunde erhöht die Ärztegewerkschaft den Druck auf die Arbeitgeberseite. Es geht bei weitem nicht nur um Geld.

Christoph BarkewitzVon Christoph Barkewitz Veröffentlicht:

Neu-Isenburg. Der Marburger Bund (MB) ruft seine Mitglieder für Dienstag (4. Februar) zu einem ganztägigen Warnstreik auf. Der Aufruf richtet sich an rund 20.000 Ärzte an bundesweit 23 Universitätskliniken. Die Ärztegewerkschaft verhandelt mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) seit November über die Arbeits- und Tarifbedingungen der Uni-Ärzte .

Streikende Ärzte aus dem ganzen Bundesgebiet werden am Dienstag zu einer zentralen Demonstration und Kundgebung in Hannover erwartet, wo sich MB und TdL am Nachmittag zu ihrer dritten Verhandlungsrunde treffen.

Verlässliche Dienstplangestaltung nötig

Der MB fordert Verbesserungen bei der täglichen Arbeitszeit und den Bereitschaftsdiensten. So sollen solche Dienste an maximal zwei Wochenenden im Monat angeordnet werden dürfen, weiterhin soll es eine generelle Begrenzung der Bereitschaftsdienste, eine verlässliche Dienstplangestaltung und eine manipulationsfreie Arbeitszeiterfassung ohne pauschale und nachträgliche Kappungen der geleisteten Arbeitszeit geben. Außerdem will der MB sechs Prozent mehr Gehalt.

Mit den bisherigen Ergebnissen zeigt sich die Gewerkschaft unzufrieden: „Die TdL hat sich in den bisherigen beiden Verhandlungsrunden mehr oder weniger taub gestellt“, sagte Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des MB. Die Arbeitgeberseite habe zeitweilig den Eindruck vermittelt, als betrachte sie die Überlast in den Kliniken als individuelles Problem der Ärzte. „Diese Ignoranz macht unsere Mitglieder in den Unikliniken wütend, deshalb gehen sie jetzt auf die Straße und verleihen ihren Forderungen Nachdruck.“

56,5 Stunden Arbeit pro Woche

Der jüngste MB-Monitor hatte eine erhebliche Belastung der Klinik-Ärzte aufgezeigt. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit inklusive Dienste und Überstunden beträgt demzufolge 56,5 Stunden, ein Drittel der Uni-Ärzte arbeitet im Schnitt 60  Stunden und mehr pro Woche.

Ebenfalls für Dienstag hat auch der MB-Landesverband Hessen die 2000 Ärzte an den Unikliniken Frankfurt und Gießen/Marburg zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Da Hessen 2004 die TdL verlassen hat, laufen die Verhandlungen der Ärztegewerkschaft dort mit dem Land. Neben Verbesserungen der Arbeitszeiten und -bedingungen will der dortige MB 6,9 Prozent mehr Gehalt. Die dritte Verhandlungsrunde ist hier für den 27. Februar geplant.

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