Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte

Medizinethikerin Knochel begrüßt Menschenrechtsurteil zu Bluttransfusion

Der Gerichtshof für Menschenrechte hat Spanien zu Schadensersatz verurteilt, da es zuließ, dass eine Zeugin Jehova gegen ihren dokumentierten Willen eine Bluttransfusion bekam. Aus medizinethischer Sicht recht so.

Veröffentlicht:

München/Straßburg. Die Verurteilung Spaniens wegen einer zugelassenen, aber ungewollten Bluttransfusion bei einer Zeugin Jehova ist aus Sicht einer Medizinethikerin richtig.

„Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte unterstreicht das Recht auf Selbstbestimmung im Kontext von medizinischen Behandlungsentscheidungen“, sagte die Intensivmedizinerin und Oberärztin für klinische Ethik an der TU München, Kathrin Knochel, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag.

Vorhandene Informationen zu den Präferenzen der Patientin seien nicht weitergegeben und bei Fehlen nicht neu erhoben worden, so Knochel weiter. „Diese Verletzung der Sorgfaltspflicht sowie die fehlende Transparenz und Information der Patientin widersprechen zentralen ethischen Grundsätzen von Behandlungsentscheidungen, weshalb das Urteil zu begrüßen ist.“

„Verletzung der Sorgfaltspflicht“

Spanien war diese Woche vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu Schadensersatz verurteilt worden. Geklagt hatte ein Mitglied der Zeugen Jehovas, das bei einer Notoperation eine Bluttransfusion erhalten hatte. Die Zeugen Jehovas lehnen Bluttransfusionen jedoch grundsätzlich ab. Dies hatte die Klägerin gemeinsam mit ihrem Arzt in einer registrierten und einsehbaren Patientenverfügung dokumentiert.

Dennoch genehmigte ein Richter in der Notsituation auf Anfrage der Ärzte sämtliche medizinische und chirurgische Maßnahmen zur Lebenserhaltung und damit auch die Gabe von Transfusionen. In Spanien hatten Gerichte der Klägerin anders als nun der Europäische Gerichtshof nicht recht gegeben. (KNA)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kolumne „Aufgerollt“ – No. 21

Organspende – aufs Neue

Kommentare
Ein Medikament unter vielen, das wenigen hilft? 2400 Wirkstoff-Kandidaten in der EU haben den Orphan-Drug-Status.

© artisteer / Getty Images / iStock

Wirkstoff-Kandidaten mit Orphan-Drug-Status

Orphan Drugs – Risiken für ein Modell

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Der Kampf gegen HP-Viren ist ein Schwerpunkt der Initiative Vision Zero.

© Pornpak Khunatorn / Getty Images / iStock

Welt-HPV-Tag

Krebs verhindern: Jugend gegen HPV impfen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Ein junges Mädchen wird geimpft – gegen HPV? (Symbolbild mit Fotomodellen)

© milanmarkovic78 / stock.adobe.com

Vision Zero Onkologie

Die Elimination des Zervixkarzinoms

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Schematische Zeichnung eines Herzens im Thorax

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Einsatz von Mineralkortikoid-Rezeptor-Antagonisten

Metaanalyse: MRA wirksam bei allen Herzinsuffizienz-Typen

Die vestibuläre Migräne ist die häufigste Schwindelerkrankung der 20- bis 50-Jährigen. Die Betroffenen werden häufig nicht ernst genommen. Auf dem Schmerzkongress werden diagnostische und therapeutische Möglichkeiten diskutiert.

© vectorfusionart / stock.adobe.com

Schmerzkongress

Deutscher Schmerzkongress 2024: Das sind die Highlights