Mehr Geld für Forschung und Versorgung!

Es war ein einmütiges Plädoyer von Ärzten und Wissenschaftlern bei der Festveranstaltung zum Internistenkongress: Die Liquidität, in der die Kassen schwimmen, muss in die medizinische Versorgung und Forschung fließen.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Dr. Leif Erik Sander wurde mit dem Theodor-Frerichs-Preis geehrt. Neben ihm Professor Joachim Mössner. Rechts: Professor Oliver Gross erhält von Manfred Weber die Urkunde zum Präventionspreis.

Dr. Leif Erik Sander wurde mit dem Theodor-Frerichs-Preis geehrt. Neben ihm Professor Joachim Mössner. Rechts: Professor Oliver Gross erhält von Manfred Weber die Urkunde zum Präventionspreis.

© sbra

WIESBADEN. Der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Frank Ulrich Montgomery, hat bei Festveranstaltung zum Internistenkongress am Sonntag in Wiesbaden seine Kollegen aufgefordert, politisch stärker aktiv zu werden.

Die hohen Überschüsse im Gesundheitsfonds und bei den Krankenkassen dürften nicht dazu führen, dass Ärzte wie auf der "Titanic" "in der ersten Klasse sitzen und das Orchester genießen, während das Gesamtsystem Schiffbruch erleidet".

Dieses Risiko sieht Montgomery angesichts einer intensiver geführten Debatte um die Dualität von privater und gesetzlicher Krankenversicherung. Aus diesem Grund werde sich der Ärztetag im Mai mit den Finanzierungsproblemen der Gesundheitsversorgung befassen.

Der soeben im Amt bestätigte Präsident des Berufsverbandes Deutscher Internisten, Dr. Wolfgang Wesiack, sieht dies ähnlich: "Trotz der Liquiditätsüberschüsse ist es nicht so, dass das System im Geld schwimmt. Wir wollen die Überschüsse in die Versorgung lenken und die Praxisgebühr abschaffen."

Unsichere Zukunft für geförderte Studien

Nach Auffassung von Wesiack kann sich die gesundheitspolitische Bilanz der schwarz-gelben Koalition vorläufig sehen lassen.

Das AMNOG wertet er als gelungene Kostendämpfung - es sei aber unsicher, welche Wirkung dieses Gesetz auf die Preisfindung bei Arzneimitteln und auf Innovationen haben werde.

Der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Professor Matthias Kleiner, wies auf die wachsende Bedeutung der Förderung medizinischer Forschung durch die DFG hin: im vergangenen Jahr waren es 512 Millionen Euro; insgesamt flossen in den Bereich Lebenswissenschaften 808 Millionen Euro.

Als unsicher bezeichnete Kleiner die Zukunft der von der DFG geförderten klinischen Studien; die derzeit laufende achte Ausschreibung werde die letzte sein. Das weitere Schicksal dieses Forschungszweigs sei unklar.

Ausdrücklich begrüßte Kleiner, dass die Krankenkassen bessere Rechtsgrundlagen erhalten haben, sich insbesondere an patientennahen Studien zu beteiligen, um Erkenntnislücken über das Versorgungssystem zu schließen.

Kleiner plädierte dafür, vorhandene Liquiditätsüberschüsse für ein steigendes Forschungsengagement der Krankenkassen zu nutzen.

Nicht nur Probleme, auch Lösungen zeigen

Auch den Vorstoß, das verfassungsrechtliche Kooperationsverbot von Bund und Ländern bei der Finanzierung von Hochschulen durch eine Änderung des Grundgesetzes aufzuheben, sei ein Schritt in die richtige Richtung.

Für den Nachwuchs brauche die Wissenschaft in Deutschland attraktive Strukturen und Arbeitsbedingungen. Deshalb müsse das Problem der Unterfinanzierung der Universitäten gelöst werden.

Kleiner warnte allerdings: "Wir müssen aufpassen, dass wir in der Öffentlichkeit nicht nur als finanzielles Problem wahrgenommen werden, sondern wir müssen zeigen, dass wir die Lösung sind."

Am Sonntagabend hat die DGIM auch ihre Preise verliehen: Der mit 30.000 Euro dotierte Theodor-Frerichs-Preis ging an Dr. Leif Erik Sander aus Berlin. Sander fand heraus, wie das Immunsystem die Lebenszeichen von Bakterien erkennt.

Diese Viabilität ist entscheidend dafür, wie die Erreger bekämpft werden. Daraus lassen sich Hinweise für wirksamere Impfstoffe ableiten. Den mit 10.000 Euro dotierten Präventionspreis erhielt Professor Oliver Gross aus Göttingen.

Er wies in zwei europaweiten Studien nach, dass ein ACE-Hemmer beim erblichem Alport-Syndrom den Nierenschaden um Jahre hinauszögert, noch gesunde Träger profitieren von einer vorbeugenden Medikation.

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