Mehr Honorar nur bei besserer Versorgung

Der GKV-Spitzenverband hat seine Vorstellungen zum künftigen Versorgungsgesetz vorgelegt. In dem Papier, das der "Ärzte Zeitung" vorliegt, wollen die Kassen mehr Einfluss auf die Arztansiedlung, fordern die befristete Zulassung sowie das Ende der derzeitigen Hausarztverträge.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Nach Ansicht der Kassen werden Landärzte nicht überall gesucht. Nur in einigen Regionen gibt 800 Ärzte zu wenig, um den Versorgungsgrad von 100 Prozent zu halten. Insgesamt seien es 25 000 Ärzte zu viel in Deutschland.

Nach Ansicht der Kassen werden Landärzte nicht überall gesucht. Nur in einigen Regionen gibt 800 Ärzte zu wenig, um den Versorgungsgrad von 100 Prozent zu halten. Insgesamt seien es 25 000 Ärzte zu viel in Deutschland.

© Klaus Rose

BERLIN. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen hält an seinem Ziel fest, die Stilllegung von Arztsitzen in seiner Einschätzung nach überversorgten Regionen durch die Kassenärztlichen Vereinigungen finanziell zu fördern.

Dies geht aus einem "Eckpunktepapier" des Verbandes zum Versorgungsgesetz hervor, das der "Ärzte Zeitung" vorliegt. Der Verband schlägt dafür zeitlich befristete Zulassungen als Steuerungsinstrumente vor. Lange Zeiträume sollen die nötige Investitionssicherheit bieten.

Die Anmerkungen des GKV-Spitzenverbandes zum anstehenden Versorgungsgesetz beruhen auf der Annahme, in Deutschland praktizierten 25.000 Ärzte zuviel. Nach Einschätzung der Kassen gibt es bundesweit in bestimmten Regionen lediglich 800 Ärzte zu wenig, um einen Versorgungsgrad von 100 Prozent aufrecht zu erhalten.

Deshalb dringen die Kassen darauf, die Dauer der Zulassung an die Lebensarbeitszeit zu koppeln.

Ein Zustimmungsrecht der Krankenkassen fordert der Verband zudem für die Verlegung einer Praxis innerhalb eines Planungskreises.

Die Versorgung ergänzen sollen Gesundheitszentren, die Ärzte oder medizinisch ausgebildetes Personal führen sollen. Ihre Träger sollen die KVen, Vertragsärzte, Krankenhäuser und MVZ sein. Kassen und Kommunen sollen ebenfalls an Bord sein.

Honorarzuwächse in der ambulanten ärztlichen Versorgung soll es dem Papier zufolge nur für "nachweisbare" Verbesserung der Versorgung der Versicherten geben. Dazu soll ein regionaler Fonds eingerichtet werden, der sich aus einem Anteil der jährlichen Veränderungsrate speisen solle. Auf dieses Geld sollen auf Landesebene die Krankenkassen und die KVen zugreifen können, um regionale Versorgungs- und Qualitätsziele zu verfolgen.

Hausarztverträge wollen die Kassen im Versorgungsgesetz abgeschafft sehen. Dafür sollten die Möglichkeiten für Selektiv- und Direktverträgen der haus-, fach- und der im Gesetz vorgesehenen spezialärztlichen Versorgung "zunehmend ausgebaut" werden, schlägt das Papier vor.

Direktverträge mit Krankenhäusern sehen die GKV-Versorgungseckpunkte ebenfalls vor. Die Kassen wollen sich vom Gesetzgeber das Recht zusichern lassen, Patienten um Krankenhäuser herumsteuern zu dürfen, die ihren Qualitätsvorstellungen nicht entsprechen.

Nicht-medikamentöse medizinische Innovationen sollen nach den Vorstellungen des Verbandes künftig in Innovationszentren auf ihren Nutzen hin überprüft werden. Als solche Innovationszentren in Frage kämen demnach wie bisher die Krankenhäuser, dann aber auch Schwerpunktpraxen und Medizinische Versorgungszentren.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kommentar: Alle Macht den Kassen!?

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 16.05.201108:40 Uhr

Da gehen mir doch die Pferde durch!

Das alte Fachwerkhaus auf dem Bild passt genau ins Welt-Bild des GKV-Spitzenverbandes. Vorstellungen, die zu Leibeigenschaft, Sklaverei und Lehensherrschaft des Mittelalters gehören. Der Vertragsarzt als Marionette und Spielball der GKV-Kassen? Und wer nicht spurt, der wird auf der orthopädischen Streckbank so lange gefoltert, bis er bricht?

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM

Sonderberichte zum Thema
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Abb. 1: Bei erfolgreich therapierter Sialorrhö ist Teilhabe wieder leichter möglich

© Olesia Bilkei / stock.adobe.com [Symbolbild]

Glycopyrroniumbromid bei schwerer Sialorrhö

Wirtschaftliche Verordnung durch bundesweite Praxisbesonderheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Proveca GmbH, Düsseldorf
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Eine Ärztin hält einen Reagenzstreifen zur Analyse einer Urinprobe in der Hand.

© H_Ko / stock.adobe.com

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant