Krank nach der Krise

Mehr Suizide in EU-Krisenländern

Der OECD-Gesundheitsbericht 2012 zeigt: Die Rotstiftpolitik im Gesundheitswesen als Folge der europaweiten Finanzkrise bleibt nicht ohne negative Folgen.

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Griechen in der Krise: Mehr Depressionen und Suizide in Krisenländern.

Griechen in der Krise: Mehr Depressionen und Suizide in Krisenländern.

© Maurizio Gambarini / dpa

BAD HOFGASTEIN (taf). Die Sparbemühungen in Folge der Finanzkrise gehen in mehreren EU-Mitgliedstaaten zulasten der Gesundheitsbudgets und treffen vor allem Patienten mit chronischen Krankheiten.

Wachsende Arbeitslosigkeit in der EU hat zu einer Zunahme der Suizidraten und psychischer Erkrankungen geführt. Dies zeigt der OECD-Gesundheitsbericht 2012, der am Donnerstag beim European Health Forum Gastein (EHFG) vorgestellt wurde.

"Arbeitslosigkeit und Hausverlust treiben Selbsttötungsraten und Depressionen erschreckend in die Höhe", erklärte Professor Martin McKee von der London School of Hygiene and Tropical Medicine. Eine jüngste Studie aus London belege diesen Zusammenhang.

Demnach geht ein Anstieg der Arbeitslosenrate um ein Prozentpunkt mit einem Anstieg der Selbsttötungen um 0,79 Prozent einher. Steige die Arbeitslosenrate um mehr als drei Prozentpunkte, steige die Suizidrate sogar um 4,45 Prozent.

Mehr HIV-Infektionen wegen Drogensucht

So suchten beispielsweise in Spanien deutlich mehr Menschen wegen psychischer Probleme wie etwa Depressionen einen Arzt auf als vor der Krise. In Griechenland stieg 2010 im Vergleich zum Jahr zuvor die Zahl der Aufnahmen in öffentliche Krankenhäuser um 24 Prozent.

Die Rate der HIV-Neuinfektionen verdoppelte sich von 2010 auf 2011 - auch, weil die Zahl der Drogenabhängigen gestiegen ist. Trotz der Einsparungen werden die immer knapperen Mittel nach wie vor ineffizient eingesetzt - vor allem in Spanien, Griechenland und Italien.

In Griechenland zum Beispiel werden je 1000 Einwohner die meisten Kernspinaufnahmen im OECD-Vergleich gemacht. Gleiches gilt für die Zahl der Fachärzte je 1000 Einwohner. Dagegen ist der Anteil an Pflegekräften so niedrig wie in keinem anderen OECD-Land.

"Die EU-Kommission versucht durch best practice Austausch und Qualitätsmessungen gemeinsame Rahmenbedingungen in der EU zu befördern", sagte Paola Testori Coggi, Generaldirektorin für Gesundheit bei der EU-Kommission.

Die EU habe jedoch keine Handhabe, europäische verbindliche Gesundheitsqualitätsstandards einzuführen, weil die Mitgliedstaaten auf ihrer nationalen Kompetenz beharrten.

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