Finanzdaten der Krankenkassen nach drei Quartalen

Minus 3,66 Milliarden Euro: GKV rauscht immer tiefer ins Minus

Die Bilanz aller Kassenarten ist nach drei Quartalen tiefrot. Die Rücklagen der Kassen decken nur noch die Ausgaben von wenigen Tagen. Bundesgesundheitsminister Lauterbach verweist auf Versäumnisse in der Vergangenheit.

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Die Leistungsausgaben in der GKV sind nach drei Quartalen deutlich stärker gestiegen als die Beitragseinnahmen.

Die Leistungsausgaben in der GKV sind nach drei Quartalen deutlich stärker gestiegen als die Beitragseinnahmen.

© Markus Mainka - stock.adobe.com

Berlin. Die 95 gesetzlichen Krankenkassen verzeichnen bis Ende September ein Defizit von 3,66 Milliarden Euro. Das geht aus den offiziellen Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums hervor, die am Freitag veröffentlicht wurden. Die Ärzte Zeitung hatte vorab über die Bilanz der GKV nach drei Quartalen berichtet.

Demnach verbuchen die Ersatzkassen mit 1,31 Milliarden Euro das höchste Minus, gefolgt von der AOK-Familie (minus 1,01 Milliarden), Betriebskrankenkassen (minus 859 Millionen), Innungskrankenkassen (minus 409 Millionen Euro) und der Knappschaft (minus 52 Millionen). Auch die Landwirtschaftliche Krankenversicherung schreibt rote Zahlen in Höhe von acht Millionen Euro (siehe nachfolgende Grafik).

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Zur Jahresmitte hatte das Defizit noch minus 2,15 Milliarden Euro betragen – bei einzelnen Kassenarten hat sich der Fehlbetrag binnen eines Quartals mehr als verdoppelt.

Leistungsausgaben legen um 7,4 Prozent je Versicherten zu

Die Leistungsausgaben je Versicherten hat in den drei Quartalen um 7,4 Prozent zugenommen. Über dem Schnitt (jeweils pro Versicherten) liegen die Ausgaben für Heilmittel (9,8 Prozent), Arznei- und Verbandmittel (9,5 Prozent), Vorsorge und Rehamaßnahmen (9,6 Prozent), Schutzimpfungen (9,9 Prozent) sowie Behandlungspflege/Häusliche Krankenpflege (11,9 Prozent) sowie für die Krankenhausbehandlung (7,5 Prozent). Unterdurchschnittlich sind die Ausgaben für Ärztehonorare (6,0 Prozent), Zahnersatz (3,4 Prozent), Hilfsmittel (5,7 Prozent) und Dialyse (2,1 Prozent) gestiegen. Zum Vergleich: Die Beitragseinnahmen – ohne die Zusatzbeiträge – erhöhten sich im gleichen Zeitraum nur um 5,6 Prozent.

Wie immer ist die Entwicklung in den einzelnen Leistungsbereichen durch spezifische Faktoren geprägt: So lief beispielsweise bei Arzneimitteln Ende 2023 der auf 12 Prozent erhöhte Herstellerabschlag aus und wurde wieder auf sieben Prozent gesenkt. Die von den Herstellern zu leistenden Rabatte zu Gunsten der Krankenkassen sanken daher um rund 890 Millionen Euro. Ohne diesen Sondereffekt hätte das Ausgabenwachstum bei Arzneimitteln bei 7,0 Prozent gelegen. Bei den Ärzte-Honoraren fallen die Aufwendungen für neu eingeführte Hybrid-DRG auf. Die darüber abgerechneten ambulanten Behandlungen und Operationen machten 84 Millionen Euro aus und haben sich im Vergleich zum ersten Halbjahr mehr als verdoppelt, berichtet das BMG. Das Ministerium weist darauf hin, dass die Zahlen insbesondere bei (Zahn-)Ärzten noch vorläufig sind, weil Abrechnungsdaten nur teilweise vorliegen.

Nur noch 4,7 Milliarden Euro Rücklagen in der GKV

Die Finanzreserven der Krankenkassen sind im dritten Quartal erstmals GKV-weit mit 0,17 Monatsausgaben unter die gesetzliche Mindestmarke von 0,2 gefallen und betrugen GKV-weit 4,7 Milliarden Euro. Der GKV-Spitzenverband hat das zu erwartende Defizit für das Gesamtjahr 2024 jüngst auf 4,0 bis 4,5 Milliarden Euro geschätzt.

In einer Stellungnahme sieht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Ursache für die Defizit-Bilanz in den Versäumnissen früherer Regierungen. Er dagegen habe „fundamentale Strukturreformen“ angestoßen, von denen er glaubt, dass sie die Kosten „stabilisieren“ werden. (fst)

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