Misshandlungen: Ärzte und Ämter stark unter Druck

Aus Finanznot kürzen immer mehr Kommunen die Mittel für die Arbeit in Jugendämtern. Das sei ein großes Problem, warnen die Kinder- und Jugendärzte.

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BERLIN (ras). Immer mehr Kommunen kürzen aus finanziellen Gründen die Arbeit des öffentlichen Gesundheitsdienstes und der Jugendämter. Dabei obliegt diesen Institutionen die zentrale Schlüsselrolle, um Kindesmisshandlungen zu verhindern oder aufzudecken.

Auf dieses Dilemma hat Professor Klaus Keller, wissenschaftlicher Leiter des Kinder- und Jugendärztetages, anlässlich der Jahrestagung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hingewiesen.

Jede Woche kommen laut Keller durchschnittlich drei Kinder durch Gewalt oder Vernachlässigung ums Leben. 14.000 Kinder würden sexuell missbraucht und rund 4000 Kinder körperlich misshandelt.

Bis zu 500.000 Fälle pro Jahr geschätzt

Diese offiziellen Zahlen aus dem Bundeskriminalamt seien aber nur die Spitze des Eisbergs, erläuterte Professor Sylvester von Bismarck von der Klinik für Kinder- und Neugeborenenchirurgie im Berliner Stadtteil Neukölln.

Würde man die validen Zahlen aus anderen Ländern auf die hohe Einwohnerzahl in der Bundesrepublik hochrechnen, müsse man eher von 200.000 bis 500.000 Fällen von Gewalt und Misshandlungen an Kindern pro Jahr ausgehen.

Da Ärzte allein oft wenig ausrichten können, sollten sich an Kliniken Kinderschutzgruppen etablieren, die präventiv eingreifen können.

Die Jungendämter, die eine Schlüsselrolle bei der Prävention von Misshandlungen haben, seien stark überlastet und es seine häufig keine Mittel mehr für die Sozialarbeit vorhanden.

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