HzV im Südwesten

Mobilitäts-Offensive für VERAH

AOK und Hausärzteverband in Baden-Württemberg starten in die zweite Generation der 73b-Verträge: mit mehr Leistungen, Dienstwagen für VERAH - und mit Blick auf neue Zielgruppen.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
AOK und die Arztpartner in Baden-Württemberg starten bundesweit einmalige Mobilitätsoffensive: Ab Juli nutzen Arztpraxen VERAHmobil-Fahrzeuge für Hausbesuche.

AOK und die Arztpartner in Baden-Württemberg starten bundesweit einmalige Mobilitätsoffensive: Ab Juli nutzen Arztpraxen VERAHmobil-Fahrzeuge für Hausbesuche.

© AOK

STUTTGART. Der 2008 gestartete AOK-Hausarztvertrag erhält ein Update: Die Versorgungsassistentin VERAH soll mit eigenem Dienstwagen mobiler werden. Für teilnehmende Hausärzte soll sich der durchschnittliche Fallwert von rund 81 auf 85 Euro erhöhen.

Das haben AOK, Hausärzteverband und Medi am Mittwoch in Stuttgart angekündigt. Der Widerstand von anderen Kassen, KBV und auch Ärzteverbänden gegen den Selektivvertrag habe nicht geholfen, resümierte AOK-Vorstandschef Dr. Christopher Hermann: "Die Hausarztzentrierte Versorgung (HzV) hat sich grandios bewährt".

Am 8. Mai 2008 hatten die AOK und die beiden Ärzteverbände den Vertrag offiziell gestartet. Die Kasse investiere zusätzlich einen "prominenten zweistelligen Millionenbetrag" pro Jahr in das als "HzV 2.0" bezeichnete Projekt.

Medi-Chef Dr. Werner Baumgärtner verwies auf die Planungssicherheit, die teilnehmende Hausärzte durch die feste Vergütung in Euro hätten. Die aktuelle EBM-Reform der KBV bleibe dagegen um "Lichtjahre im Vergleich zurück".

Augenfälligstes Merkmal des neuen Vertrags sind bis zu 1000 einheitlich gestaltete Kleinwagen, die HzV-Praxen für 99 Euro pro Monat leasen können. Regulär beträgt die Leasingrate 199 Euro, davon übernehmen 100 Euro die Vertragspartner, heißt es.

Neue Zielgruppen sollen gewonnen werden

Hintergrund dieser "Mobilitätsoffensive" ist, dass rund zwei Drittel der HzV-Versicherten chronisch krank ist. "Ein immer größerer Teil der Patienten muss zu Hause versorgt werden", erläuterte Hausärzteverbands-Chef Dr. Bertold Dietsche.

Die besonders fortgebildeten Praxismitarbeiterinnen, die bisher oft mit ihrem Privat-Pkw unterwegs waren, könnten dann in das "VERAHmobil" umsteigen.

Die neuen Leistungen für Hausärzte zielen zum einen auf die vielen alten, chronisch kranken Versicherten. Dazu wird die Chronikerpauschale P3 um eine "Morbiditäts-Pauschale" von 15 Euro pro Quartal ergänzt, die bei Patienten mit mindestens drei chronischen Erkrankungen abgerechnet werden kann.

Dazu haben die Vertragspartner 18 in der hausärztlichen Versorgung typische Krankheitsbilder definiert. Laut Hermann könnten Hausärzte bei 20 bis 25 Prozent der Patienten, für deren Versorgung bisher die P3 gezahlt wurde, die neue "Morbiditäts-Pauschale" abrechnen.

Ferner sollen neue Zielgruppen gewonnen werden, vor allem Familien und junge Erwachsene. Jugendliche sollen vom HzV-Arzt verordnete, aber rezeptfreie Arzneimittel kostenlos erhalten.

Lesen Sie dazu auch: Novelle im Südwesten: HzV 2.0 mit mehr Leistungen

Mehr zum Thema

Reaktionen auf Gesetzentwurf

Geplantes Versorgungsgesetz entzweit die Geister

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Schwere Infektionen mit Antibiotika richtig behandeln: Behandlungsmythen, die so nicht stimmen.

© bukhta79 / stock.adobe.com

Richtig handeln bei Infektionen

Drei Mythen bei der Antibiotika-Therapie

Eine pulmonale Beteiligung bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) kann sich mit Stridor, Husten, Dyspnoe und Auswurf manifestieren. Sie zeigt in der Lungenfunktionsprüfung meist ein obstruktives Muster.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Wenn der entzündete Darm auf die Lunge geht