Großbritannien

NHS will Homöopathen verbannen

Hauptgeschäftsführer des britischen Gesundheitsdienstes geht auf Konfrontationskurs zum Homöopathen-Verband.

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London. In Großbritannien ist ein erbitterter Streit zwischen Ärzten und Krankenhausmanagern und Gesundheitspolitikern auf der einen Seite und Homöopathen auf der anderen Seite entbrannt. Es geht darum, ob Homöopathie weiter im staatlichen Gesundheitswesen angeboten werden soll. Der staatliche britische Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) empfiehlt Allgemeinärzten bereits seit 2017, Homöopathie nicht anzubieten oder Patienten zu einem Homöopathen zu schicken.

Diese Empfehlung ist zwar umstritten, hat die Zahl der Patienten, die einen Homöopathen aufsuchen, aber sinken lassen, berichten britische Medien. Nun ist die Kontroverse eskaliert. Der Hauptgeschäftsführer von NHS England, einem wichtigen Verwaltungsorgan des Gesundheitsdienstes, Simon Stevens, schrieb an die Aufsichtsbehörde „Professional Standards Authority“ (PSA) und bat darum, den Homöopathen-Verband (Society of Homeopaths, SoH) nicht wieder zu akkreditieren.

Denn dies würde dem Verband und damit auch der Homöopathie generell „nicht verdientes Vertrauen“ und einen „unberechtigten Vertrauensbonus“ bei Patienten verschaffen. Stevens argumentiert, es gebe keine klinisch verlässlichen Daten, die die Wirksamkeit und den Nutzen der Homöopathie bewiesen. Stattdessen würden Patienten in die Irre geleitet und verließen sich oft auf dubiose oder zumindest ungeprüfte Heilverfahren und -versprechen.

Britische Ärzte sehen nicht zuletzt eine Verbindung zwischen der in den vergangenen Jahren deutlich gestiegenen Impfmüdigkeit bei Patienten und alternativen Heilverfahren wie der Homöopathie. Die Zurückhaltung beim Impfen hat dazu geführt, dass Krankheiten wie Masern inzwischen wieder deutlich häufiger auftreten als noch vor einigen Jahren. Das sorgt nicht nur die Ärzteschaft. (ast)

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