Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin
Netzwerke für eine bessere ambulante Schmerzversorgung
Lange Zeit gab es keine Bewegung in der Debatte um neue Versorgungsstrukturen für Schmerzpatienten. Jetzt legt die DGS ein völlig neues Konzept für den ambulanten Bereich vor.
Veröffentlicht:FRANKFURT/MAIN. Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) will die ambulante Versorgung von Schmerzpatienten im ambulanten Bereich auf ein völlig neues Fundament stellen.
Es handele sich um einen echten Paradigmenwechsel, sagte DGS-Präsident Dr. Gerhard Müller-Schwefe vor der Eröffnung des Deutschen Schmerztags am Mittwoch in Frankfurt am Main. Das Konzept baut auf die Einrichtung von Netzwerken für die individuelle Behandlung der Patienten. Hausärzte, Fachärzte, Psychotherapeuten, Physiotherapeuten und algesiologische Fachassistenten sollen gemeinsam die von einem Netzmanager koordinierte Behandlung sicherstellen – und das auf Augenhöhe, wie der DGS-Präsident erläuterte.
Pauschale Honorierung als Ziel
Die Netzwerke sollten pauschal honoriert werden, Einzelleistungsvergütung sei nicht vorgesehen. Und Müller-Schwefe nannte eine weitere Herausforderung: "Wir müssen zwingend mit allen Beteiligten Fortbildungskonzepte entwickeln".
Der DGS-Chef setzt darauf, dass auch andere Player im Gesundheitswesen mitziehen. "Wir brauchen politischen Rückenwind, sonst lässt sich das Modell nicht realisieren", sagte er. Vorbilder in anderen Ländern gibt es seinen Angaben zufolge nicht. Aber das Konzept der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) weise in die richtige Richtung.
Die DGS und ihr Bündnispartner, die Patientenorganisation Deutsche Schmerzliga, hatten über viele Jahre den Facharzt für Schmerzmedizin gefordert. Er ließ sich aber nicht durchsetzen. "Das muss man einfach zur Kenntnis nehmen", so Müller-Schwefe.
Unabhängig vom jetzt vorgestellten Netzwerkkonzept, das zeitnah weiter präzisiert werden soll, setzt die DGS auf eine schmerztherapeutische Weiterbildung und Qualifikation von Ärzten aus allen Fachrichtungen. "Jeder Arzt sollte zumindest Basisfähigkeiten besitzen, um die richtige Behandlung einzuleiten oder rechtzeitig den Zeitpunkt zu erkennen, wann der Patient in die Hände eines Schmerzmediziners gehört", forderte DGS-Vizepräsident Dr. Oliver Emrich. "Dafür muss Kommunikation über Fachgebietsgrenzen hinaus stattfinden", sagte er.
Trommeln um Nachwuchs
Die DGS hat eine weitere Baustelle ins Visier genommen, auf der sie sich in Zukunft verstärkt engagieren will: Die Zahl der Patienten steigt, doch es fehlt an jungen Ärzten, die sich für die Schmerzmedizin interessieren.
"Wenn wir den Nachwuchs für unser Fachgebiet begeistern können, ist vielen Patienten geholfen", versichert DGS-Vize Dr. Johannes Horlemann. Es bringe allerdings wenig, an den Universitäten für die Schmerzmedizin zu trommeln. "Mit unserem Fortbildungskonzept wollen wir verstärkt auch junge Mediziner erreichen", sagte er.