Niedersachsen

Neues Klinikgesetz zieht Lehren aus der Mordserie

Mit dem geplanten Krankenhausgesetz sollen Kooperation und Fehlerkultur gestärkt werden.

Veröffentlicht:

HANNOVER. Das niedersächsische Landeskabinett will die Novelle des Krankenhausgesetzes in den Landtag einzubringen. Anlass ist unter anderem die Mordserie des ehemaligen Krankenpflegers Niels H. in Delmenhorst und Oldenburg.

So sollen anonyme Meldesysteme eingerichtet und Krankenhausapotheker eingestellt werden, Todesfälle gründlicher untersucht und die Arzneimittelgaben besser kontrolliert werden. Klinikmitarbeiter sollen "angesichts besonderer berufsbedingter Belastungen mehr Unterstützung erhalten."

Niedersachsens Sozial- und Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) erklärte: "Eine Mordserie, wie sie sich in Delmenhorst und Oldenburg ereignet hat, darf es in diesem schrecklichen Ausmaß nie wieder geben." Die Novelle sieht vor:

» Alle Krankenhäuser sollen sich durch Stationsapotheker ausreichend beraten lassen. Für die Umsetzung ist eine Übergangsfrist von drei Jahren vorgesehen, sodass den Kliniken ausreichend Zeit für Vertragsanpassungen und Ausschreibungen eingeräumt wird.

» Alle Krankenhäuser müssen eine Arzneimittelkommission bilden, die eine Arzneimittelliste führt und das ärztliche und pflegerische Personal berät.

» Für alle Mitarbeiter werden regelmäßige begleitete Unterstützungsangebote zu berufsbedingten Belastungen und Erfahrungen geschaffen.

» Ein anonymes Meldesystem wird in jeder Klinik eingeführt.

» In allen Häusern werden Morbiditäts- und Mortalitätsstatistiken geführt und Konferenzen etabliert, in denen Todesfälle und besonders schwere Krankheitsverläufe erörtert werden.

Der Gesetzentwurf setzt vor allem darauf, die Zusammenarbeit zu stärken und eine Fehlerkultur zu entwickeln. "Das Risiko von Medikationsfehlern – ob aus Versehen oder vorsätzlich – kann so deutlich gesenkt werden", hieß es. Eine Novelle des Bestattungsgesetzes, die Maßnahmen zur Stärkung der Patientensicherheit enthält, liegt dem Landtag bereits vor.

Unter anderem sollen durch eine erweiterte Leichenschau unnatürliche Todesursachen besser erkannt werden. Außerdem sind bereits an rund 180 Kliniken Niedersachsens 285 Patientenfürsprecher eingesetzt worden. (cben)

Schlagworte:
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen