Nur wo es sich lohnt, sollen Ärzte Praxen gründen

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung wirbt mit einem Positionspapier zum Versorgungsgesetz indirekt um mehr Akzeptanz für die Allgemeinen Kodierrichtlinien.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
KBV-Chef Köhler: Röslers Eckpunktepapier dürfte ruhig noch weitergehen.

KBV-Chef Köhler: Röslers Eckpunktepapier dürfte ruhig noch weitergehen.

© KBV

BERLIN. Fast im gleichen Tritt wie die Koalition marschiert die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) Richtung Versorgungsgesetz. Politik und Ärzteorganisation sind sich bei dem Gesetzesvorhaben weitgehend einig.

Bei der Flexibilisierung der Bedarfsplanung geht der KBV das vergangenen Freitag vorgelegte Eckpunktepapier der Koalition allerdings nicht weit genug. Arztsitze sollten dorthin vergeben werden, wo ein Bedarf sichtbar werde, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Köhler bei der Vorstellung eines Positionspapiers.

Die KBV wolle die Sitze dort ausschreiben, wo die Krankheitslast der Bevölkerung groß und die Wege zum nächsten Arzt weit seien.

Zusätzlich sollen die Kassenärztlichen Vereinigungen im Vorfeld prüfen dürfen, ob ein Standort überhaupt eine wirtschaftliche Praxisgründung erlaube. Dort, wo sich kein niedergelassener Arzt finde, müssten Filialpraxen gegründet und von Gemeinschaftspraxen, Medizinischen Versorgungszentren oder sogar von bei der KV angestellten Ärzten tageweise bedient werden, sagte Köhler.

Diese Strategie setze Daten voraus, aus denen die Versorgungsforschung schöpfen könne, so Köhler. Die Daten seien dann gut, wenn die Kodierqualität gut sei, spielte der KBV-Chef auf den Streit in der Ärzteschaft um die Einführung der Allgemeinen Kodierrichtlinien (AKR) an.

Die Vertreterversammlung der Bundesvereinigung hatte Anfang April dafür plädiert, die AKR erst später als vorgesehen und nur in ausgewählten Praxen einzuführen. Die KBV-Spitze hält AKR zur Ermittlung der Morbidität für notwendig.

Die Eckpunkte der Koalition sehen im Unterschied zu den Vorstellungen der KBV zusätzlich zur Morbiditätsorientierung einen Bezug zur demografischen Entwicklung vor.

Darüber hinaus ist die KBV mit den Röslerschen Eckpunkten zum Versorgungsprozess weitgehend einverstanden. Die schwarz-gelbe Koalition habe den Ärztemangel erkannt und richte ihre Politik darauf aus, sagte Köhler.

Dass das Versorgungsgesetz Ärzten in unterversorgten Gebieten die Sorge vor Regressen nehmen soll, hob KBV-Vorstand Dr. Carl-Heinz Müller hervor. Die persönliche Haftung für Verordnungen halte junge Mediziner davon ab, sich niederzulassen.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Statistisches Bundesamt

Gender Pay Gap bleibt konstant

Kommentare
Dr. Manfred Scheuer 13.04.201121:05 Uhr

Ambulante Kodierrichtlinien werden ärztlich unterversorgten Regionen nicht helfen

1. Wir kodieren doch schon seit Jahren. Ist das alles nicht aussagekräftig? In meiner Praxis für Allgemeinmedizin kommen 3414 verschiedene Kodierungen zur Anwendung
2. Wo sich kein niedergelassener Arzt findet, gibt es auch keine Daten zur Morbidität auf Basis kodierter Diagnosen. Dort kann die Morbidität nur anhand von Erfahrungswerten anderer Regionen und demographischer Daten bestimmt werden.
3. Meine Erfahrungen als Mitglied einer regionalen Gesundheitskonferenz zeigen, dass auch eine Auschreibung der KV keinen Arzt dazu bewegt, sich in einer unterversorgten Region niederzulassen.

Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an