Ergebnisse der frühen Nutzenbewertung

Ökonom Greiner: Das Arztinformations-System sollte evaluiert werden

Über das Arzt-Informationssystem (AIS) zu den Ergebnissen der frühen Nutzenbewertung und hochpreisige Innovationen sprach die „Ärzte Zeitung“ mit dem Gesundheitsökonomen Professor Wolfgang Greiner.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Ökonom Professor Wolfgang Greiner

Ökonom Professor Wolfgang Greiner

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Ärzte Zeitung: Die Einführung eines elektronischen Arzt-Informationssystems (AIS) über Ergebnisse der Nutzenbewertung steht nun bevor. Wird das wirksamen Einfluss auf die ärztliche Verschreibungspraxis haben?

Greiner: Verschiedene Effekte des AIS auf die Versorgung sind vorstellbar. Denkbar wäre, dass sich die Verschreibungsanteile für Arzneimittel mit belegtem Zusatznutzen erhöhen. Auch ein vermehrtes Abwarten einer Erstverordnung bis zur Veröffentlichung des Nutzenbewertungsbeschlusses ist vorstellbar.

Um dies seriös beantworten zu können, braucht es eine wissenschaftliche Begleitung und Evaluation. Diese ist vom Gesetzgeber bislang nicht vorgesehen. Vielleicht schafft der GBA noch die Voraussetzungen. Aus wissenschaftlicher Sicht wären dann nicht nur spätere Versorgungseffekte zu evaluieren, sondern auch, ob das AIS die Erwartungen erfüllt.

Vor dem Hintergrund der Neuentwicklung von (Reserve-) Antibiotika oder extrem teurer CAR-T-Zell-Therapien: Brauchen wir alternative Preismodelle?

Grundsätzlich hat sich das AMNOG in den vergangenen zehn Jahren als sehr belastbares, funktionales und – von wenigen Ausnahmen abgesehen – faires Verfahren etabliert. Der Gesetzgeber hat gezeigt, dass er bereit ist, Erfahrungen und sich verändernde Rahmenbedingungen zu berücksichtigen.

Der Risikopool war zuletzt ein wichtiges erstes Signal an die Krankenkassen. Gleichzeitig denke ich, dass das Instrumentarium des AMNOG auch zur Regulierung von Hochpreistherapien geeignet ist. Ergebnisse aus Kosten-Nutzen-Bewertungen sollten jedoch als zusätzliche Informationsquelle in die Preisfindung einbezogen werden.

Die USA werfen – parteiübergreifend – insbesondere Deutschland Preisdumping vor und beklagen, dass US-Bürger einen weit überproportionalen Anteil der Forschungskosten finanzieren. Halten Sie diese Kritik für berechtigt?

Vielleicht sind die Preise in Deutschland nicht zu niedrig, sondern in den USA zu hoch? Zudem ist der Mehrwert eines Arzneimittels für die Patientenversorgung aus meiner Sicht der bessere Bewertungsmaßstab für die Höhe von Arzneimittelpreisen als die nur schwer zu quantifizierenden Aufwendungen für Forschung und Entwicklung.

Der aktuelle Wahlkampf in den USA zeigt zudem, dass das System zur Preisfindung dort parteiübergreifend auf dem Prüfstand steht. Das AMNOG könnte dabei ein Vorbild sein.

Sollten die USA zukünftig jedoch auf europäische Preise referenzieren, dürfte noch einmal Druck auf den deutschen Erstattungsbetrag entstehen. Der Ruf nach vertraulichen Vergütungsmodellen wird dann sicherlich wieder lauter.

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