Aktionsbündnis Patientensicherheit

„Pfleger und Ärzte sind keine Helden, sondern Menschen mit Bedürfnissen“

Patientensicherheit ist immer noch nicht mehr als ein Modewort, beklagt das Aktionsbündnis Patientensicherheit vor seiner Jahrestagung. Es mahnt, den derzeit belasteten Pflegern und Ärzten zu helfen.

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Pflegekräfte und Ärzte können aufgrund der Belastungen der Corona-Pandemie selbst zu Patienten werden, warnt das Aktionsbündnis Patientensicherheit.

Pflegekräfte und Ärzte können aufgrund der Belastungen der Corona-Pandemie selbst zu Patienten werden, warnt das Aktionsbündnis Patientensicherheit.

© Kay Nietfeld/dpa

Berlin. Als „Second victims“ der Corona-Pandemie könnten Pflegekräfte und Ärzte aufgrund der Belastungen selbst zu Patienten werden. „Pfleger und Ärzte sind keine Helden, sondern Menschen, die auch Bedürfnisse haben“, sagte Professor Reinhard Strametz, Geschäftsführer des Aktionsbündnisses (APS), am Dienstag bei einer Online-Pressekonferenz im Vorfeld der APS-Jahrestagung am 29. und 30. April.

Ihre Resilienz und psychischen Abwehrkräfte müssten gestärkt werden, rechtzeitige Unterstützungsangebote seien wichtig, um Pfleger und Ärzte im Beruf zu halten. Jeder Euro, der investiert werde, um die Wunden der vergangenen Monate zu heilen, sei gut investiertes Geld, mahnte Strametz.

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Dr. Ruth Hecker, Anästhesistin und Leiterin für Qualitäts- und klinisches Risikomanagement am Uniklinikum Essen, beklagte, beim Thema Patientensicherheit bleibe es meist bei Vorhaben. Passiert sei in den vergangenen Jahren zu wenig, es fehle an wirksamen Schritten der konkreten Umsetzung, monierte Hecker.

Patientensicherheit: nur eine hohle Phrase?

Patientensicherheit sei in vielen Krankenhäusern bisher kein konkretes Entscheidungskriterium, sagte Hecker. In Herzkatheter-Messplätze werde investiert, weil sich damit Geld verdienen lasse, in die bessere Diagnostik von Sepsis dagegen nicht.

Dabei sei Patientensicherheit auf allen Ebenen im Gesundheitswesen wichtig. Sie müsse in der Unternehmensstrategie nicht nur von Krankenhäusern, sondern auch von Pharma- und Medizintechnikfirmen oder von politischen Institutionen verankert werden. Gleiches gelte für die Etablierung von Patientensicherheitsbeauftragten.

Außerdem wirbt die APS dafür, die Position des Patientenbeauftragten der Bundesregierung weiterzuentwickeln, und zwar in eine Ombudsstelle, bei der Betroffene Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen melden können. Insgesamt sieben Anliegen hat das Aktionsbündnis für die nächste Legislaturperiode formuliert, um das Thema Patientensicherheit voranzubringen.

Chronisch Kranke sind Verlierer der Corona-Pandemie

Das Gesundheitssystem sei nicht gut auf die zweite und dritte Welle der Pandemie vorbereitet gewesen. So seien vor allem chronisch Kranke und Menschen mit besonderen Bedarfen bei der Versorgung vernachlässigt worden.

Kliniken untereinander, aber auch der ambulante und stationäre Bereich, hätten sich besser abstimmen müssen, wo Versorgung, die an einem Ort ausfällt, ersatzweise stattfinden soll. „Im Ruhrgebiet gibt es so viele Krankenhäuser, dass dort eine Verschiebung von Patienten in andere onkologische Bereiche möglich ist“, erläuterte Hecker. (juk)

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