Arbeitsniederlegungen

Portugals Ärzte streiken während der Weltjugendtage

Ärzte in Portugal setzen für den Zeitpunkt ihres nächsten Streiks auf eine erhöhte mediale Aufmerksamkeit während der katholischen Weltjugendtage. Zu dem Event werden 1,5 Millionen Besucher aus aller Welt erwartet.

Manuel MeyerVon Manuel Meyer Veröffentlicht:
Ärztin vor portugiesischer Flagge.

Im August treten viele portugiesische Ärzte in den Streik. Sie fordern deutlich mehr Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen.

© Aleksandar Mijatovic

Lissabon. Ausgerechnet zum Beginn der katholischen Weltjugendtage (WJT) in Lissabon wollen Portugals Ärzte in den Streik treten. Die Arbeitsniederlegungen und Proteste werden landesweit zehntausende Praxen und Gesundheitszentren lahmlegen, versicherte Jorge Roque da Cunha, Vorsitzender der portugiesischen Ärztegewerkschaft SIM.

Am 1. August sollen zudem Massenproteste vor dem Gesundheitsministerium in Lissabon stattfinden. Zusammen mit dem Portugiesischen Ärzteverband FNAM lässt man die Streiks mit Blick auf die internationale mediale Aufmerksamkeit bewusst mit dem katholischen Weltjungendtag zusammenfallen. Auf dem einwöchigen Treffen vom 1. bis 6. August mit Papst Franziskus werden in der portugiesischen Hauptstadt bis zu 1,5 Millionen Teilnehmer aus aller Welt erwartet.

Den ganzen August über wird protestiert

Die Proteste und Arbeitsniederlegungen der portugiesischen Ärzte, die bereits Anfang letzter Woche begonnen haben, werden aber den ganzen August über stattfinden, kündigten Ärzteverbandssprecher an. Grund der Streiks sind höhere Gehaltsforderungen sowie bessere Arbeitsbedingungen bei weniger Überstunden.

Eine Abwendung landesweiter Streiks im August konnte bei einem Treffen am Freitag zwischen der Ärzteverbänden und Gesundheitsminister Manuel Pizarro nicht erreicht werden. Die Positionen seien so weit auseinander und festgefahren, dass nur noch ein externer Schlichter helfen kann, gab Joana Bordalo, Vorsitzende des Nationalen Ärzteverbandes (FNAM), nach dem Treffen im Lissaboner Gesundheitsministerium zu verstehen.

Während der Ärzteverband und die SIM-Gewerkschaft eine Gehaltserhöhung von rund 30 Prozent und eine 35-Stunde-Woche verlangen, will die Regierung des sozialistischen Ministerpräsidenten Antonio Costa anscheinend auf der Basis von 1,6 Prozent mehr Gehalt bei Beibehaltung der aktuellen 40-Stunden Woche verhandeln.

Verhandlungen laufen seit 15 Monaten

Zudem bot Gesundheitsminister Pizarro anscheinend 20 Prozent mehr Grundgehalt für Ärzte an, die bereit seien, bis zu 300 Überstunden im Jahr zu leisten. Derzeit sind Ärzte im staatlichen Gesundheitssystem verpflichtet, jährlich 150 Überstunden zu leisten. FNAM-Vorsitzende Joana Bordalo bezeichnete die Vorschläge der Regierung als „vollkommen inakzeptabel“. Mehr noch: Sie sprach von einer „Versklavung der Ärzte, die den Patienten nichts bringt“.

„Wir haben bereits unendliche Geduld bewiesen. Doch jetzt sind wir an unsere Grenze gekommen“, beklagte sich auch Ärztegewerkschafsvorsitzender Jorge Roque da Cunha mit Blick auf die bereits seit 15 Monaten laufenden Verhandlungen mit dem portugiesischen Gesundheitsministerium.

Roque da Cunha sprach von „großen Meinungsunterschieden“ und einem „Mangel an Sensibilität seitens der Regierung, zu erkennen, dass dies eine dringende Angelegenheit für die Ärzte ist.“

Auch Apotheker und Pflegekräfte beteiligen sich

„Mal sehen, wie ernst der Minister die Ärzte ab dem 1. August nehmen wird“, sagte der Gewerkschaftsführer vor Journalisten mit Blick auf die zum Weltjugendtag beginnenden Arbeitsniederlegungen und Protestmärsche der Ärzte. Zumal sich am Streik an einigen Tagen auch die portugiesische Apothekergewerkschaft sowie der Krankenschwester-Verband (Sindepor) beteiligen werden.

Unterdessen wird aus Regierungskreisen Kritik an der Terminwahl der Proteste laut. Ärztestreiks könnten zu personellen Engpässen in den Notaufnahmen und Gesundheitszentren führen, sollte es bei vielen Teilnehmern des katholischen Weltjugendtags beispielsweise aufgrund hoher Temperaturen zu gesundheitlichen Probleme kommen.

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