Posten-Hick-Hack in der KV Niedersachsen

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HANNOVER (cben). Schwere Auseinandersetzungen begleiten die Wahlen zum Vorsitz der Vertreterversammlung (VV) und zur Besetzung unter anderem des Hauptausschusses bei der KV Niedersachsen am 12. Januar.

Die Gräben zwischen Fachärzten und Hausärzten in der neuen VV in Hannover sind offenbar tief aufgerissen. Bei der Wahl wird sich zeigen, ob ein Koalitionsvertrag von Fachärzten und der neuen Fraktion in der VV "KV neu gestalten" hält und ein Facharzt an die Spitze der VV gewählt wird. Falls ja, dürfen sich die Fachärzte auch auf den Chefsessel Hoffnungen machen.

Die Vertreter des Hausärzteverbandes indessen sind empört über den Koalitionsvertrag und die Kandidaten der Fachärzte und der Fraktion "KV neu gestalten". Laut Dr. Carsten Gieseking, Chef des Braunschweiger Hausärzteverbandes, sei eine Total-Opposition der Hausärzte nur zu vermeiden, wenn heute ein Hausarzt an die Spitze der VV gewählt werde.

Was ist geschehen? Die VV-Wahlen im vergangenen Jahr haben die Hausärzte quer durch alle Listen Stimmen gekostet. Die neue VV besteht aus 20 Hausärzten, 25 Fachärzten und fünf Psychologischen Psychotherapeuten beziehungsweise Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Neu in der VV und mit neun Vertretern auch Königsmacher ist die Liste "KV neu gestalten". Mit den neuen Mehrheitsverhältnissen ist auch ein vorher bestehendes Gentleman Agreement geplatzt: Die mehr oder weniger ausgesprochene Vereinbarung zwischen Haus- und Fachärzten, dass der Hausarzt Dr. Holger Schmidt, bisher VV-Vorsitzender, und der derzeitige Hauptgeschäftsführer der KV Niedersachsen, Mark Barjenbruch als Kandidat der Fachärzte, die beiden Vorstandsposten besetzen könnten und sich zur Wahl stellen.

Als klar war, dass die Fachärzte in der VV eine Mehrheit haben, war die Einigung dahin. Offenbar wittern die Fachärzte in der VV derzeit Morgenluft und wollen die Chance nutzen, nach dem Hausarzt und Noch-Vorsitzenden Eberhard Gramsch, nun einen Facharzt-Kandidaten auf den Chef-Sessel zu wählen. Holger Schmidt hat sich darauf Mitte Dezember von seiner möglichen Kandidatur zurückgezogen. "Ich wollte ein Kandidat aller sein", sagte Schmidt zur "Ärzte Zeitung", "Als ich bis zum 15. Dezember kein klares OK von allen Fraktionen hatte, habe ich meine Kandidatur zurückgezogen." Ein Vermittlungsversuch scheiterte.

In der Folgezeit haben der GFB-Facharztverband und die Fraktion "KV neu gestalten" mit ihren neun Vertretern aus Ärztegenossenschaft und Hartmannbund eine Koalitionsvereinbarung geschlossen. Ihr Modell: GFB-Kandidat Barjenbruch stellt den Vorsitzenden und Hausarzt Dr. Jörg Berling aus Adendorf für die Fraktion "KV neu gestalten" den stellvertretenden Vorsitzenden. Darüber hinaus würden in dem Papier auch Ausschuss-Posten verteilt, kritisiert etwa Dr. Carsten Gieseking.

Die Vertreter des Hausärzteverbandes empört vor allem, dass Berling weder in die VV gewählt wurde noch in seinem KV-Bezirk. "Den Fachärzten fehlen die Leute und darum greifen sie auf den Nicht-Arzt Barjenbruch zurück und auf einen Kandidaten, der nicht einmal in der VV ist", so Gieseking.

Zudem hat sich Berling in den vergangenen Monaten als harscher Kritiker der KV gezeigt. "Aber wir haben immer gesagt, nicht gegen die KV zu sein, sondern gegen bestimmt Aspekte ihrer Politik", sagte dazu Berling der "Ärzte Zeitung". "Man müsste die KV neu erfinden, wenn es sie nicht gäbe."

Dem Vernehmen nach wollen die Hausärzte nun mit Dr. Helmut Anderten und dem Psychotherapeuten Dr. Matthias Engelhardt in die Vorstandswahlen gehen.

Für die KV-Vorstandswahlen am 21. Januar sind die Wahlen zum VV-Vorsitz am 12. Januar ein wichtiger Fingerzeig. "Jetzt ist die Frage, ob der Koalitionsschwur von GFB und 'KV neu gestalten‘ hält, oder ob er nur ein Lippenbekenntnis ist", sagte der Hauptgeschäftsführer der KVN, Mark Barjenbruch, zur "Ärzte Zeitung".

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