Kommentar zum AOK-Hausarztvertrag

Ratlos in Nordrhein

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

Wer die Debatte über den neuen Hausärztevertrag der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo) und der AOK Rheinland/Hamburg verfolgt, muss an der einen oder anderen Stelle denken, er hat sich verhört.

Da gibt der KVNo-Vorstand zu, dass er nicht abgesehen hat, was er da eigentlich unterschreibt. Und auch der AOK-Vorstand zeigt sich überrascht von den Konsequenzen.

Dabei hatte schon die kurze Pressemitteilung der KVNo auch dem Außenstehenden klar gemacht: Der jetzt abgeschlossene Hausarztvertrag ist gegenüber seinem Vorgänger ein deutlicher Rückschritt.

Die bisherige Orientierung auf die Versorgung älterer und multimorbider Patienten entfällt. Gleichzeitig wird es für die teilnehmenden Hausärzte sehr schwer, ein nennenswertes Zusatzhonorar zu erwirtschaften.

Es ist kein Wunder, dass sich die Hausärzte verschaukelt vorkommen. Das würden die AOK-Versicherten sicher auch tun, würden sie die Zusammenhänge kennen.

Natürlich kann bei Verhandlungen nicht immer alles optimal verlaufen. Aber das Ergebnis darf kein Vertrag sein, bei dem hinterher jeder ruft: Das habe ich nicht gewollt. Wichtig ist jetzt, dass die versprochenen Korrekturen tatsächlich kommen und dieser Abschluss keine Blaupause für die Zukunft ist.

Lesen Sie dazu auch: KVNo-VV: AOK-Hausarztvertrag wird einhellig abgelehnt

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Kommentare
Dr. Gerhard Heinsch 01.07.201415:05 Uhr

Hausarztvertrag AOK oder einfach nur eine Fortsetzung der systematischen Demoralisierung

Angesichts des neuen Aok-Hausarztvertrages muss sich jeder hausärztliche Kollege auch durch die sich verantwortlichen Unterzeichner sowohl von KVNO als auch der AOK verschaukelt fühlen. Hier geht es offensichtlich nicht mehr um die Patientenversorgung sondern um eine Fortsetzung der Politik der kleinen Nadelstiche mit systematischer Demoralisierung der Hausärzte.

In meiner neunjährigen Tätigkeit als niedergelassener Hausarzt habe ich folgendes gelernt:

Es gibt Honorarverhandlungen, die uns Hausärzten immer wieder als
Erfolge verkauft werden; Zuwächse werden jedoch immer wieder durch kleine Veränderungen in Vergütungsstrukturen z.T. außerhalb der Gesamtvergütung egalisiert.

Mir fallen dazu ein: Abwertung der DMP Vergütungen (jetzt schon zum zweiten Mal innerhalb der letzten Jahre auf ein Niveau von fast 50% des Ursprungniveaus), Abwertung der Bewertung des Hautkrebsvorsorgescreenings unmittelbar nach initalem Beschluss zur Bewertung, Kündigung des Barmer Modells, die Laborreform, nachträgliche Bewertungsabschläge wie z.B. bei dem geriatrischen Betreuungskomplex des neuen Hausarzt-EBM usw..
Sicher ist seit Jahren nur eins, bei höheren Fallzahlen , Verdichtung des Arbeitsaufwandes durch neue (kostenneutral eingeführte) Leistungen kommt unter dem Strich nicht mehr heraus als im Jahre 2008.

So beheben wir gewiss keinen sich abzeihnenden Hausarztmangel.

Wie kann eine Arbeitsleistung plötzlich nicht mehr so viel Wert sein wie ursprünglich bewertet ? Eine Abwertung der Arbeitsleistung gibt es nur in unserem Beruf.

Unsere Vertreter täten gut daran mal wieder Kontakt zur Basis aufzunehmen um Praktikabilität und Wirtschaftlichkeit von Neuerungen im Vorfeld testen zu lassen.

Unsere Praxis bietet sich gerne an geplante Veränderungen, die Hausärzte betreffend, in Kooperationen mit den Entscheidungsträgern der KV zu testen bzw. zu bewerten.

Ich bin gewiss, es würden sich noch einige Kollegen dazu bereit erklären als sogenannte "Sentinel"-Praxen im Vorfeld zu fungieren.


Dr.G.Heinsch
Hausärztlich tätiger Internist


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