Rechtsmedizin in Heidelberg baut Gewaltambulanz auf

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HEIDELBERG (mm). Opfer von häuslicher Gewalt, Vergewaltigung, Kindesmisshandlung oder Prügeleien sollen sich künftig bei einer Gewaltambulanz der Universität Heidelberg melden können. In den nächsten Monaten will Professor Kathrin Yen, die neue Ärztliche Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin und Verkehrsmedizin, die Anlaufstelle für Opfer von Gewalttaten aufbauen.

Es werde auch eine Telefonnummer geschaltet, über die die Gewaltopfer zu jeder Tages- und Nachtzeit und direkt einen Rechtsmediziner erreichen könnten.

Im österreichischen Graz, wo Yen zuvor tätig war, gibt es bereits seit 2008 eine Gewaltambulanz. Im vergangenen Jahr sind dort mehr als 300 Fälle dokumentiert worden.

In Heidelberg sollen sechs Fachärzte und zwei Assistenten die Betroffenen betreuen und untersuchen. Die Untersuchung von Gewaltverletzungen wird unter anderem mit den Methoden der Magnetresonanztomografie (MRT) und der Computertomografie (CT) vorgenommen.

Der Vorteil der klinisch-forensischen Bildgebung zeige sich zum Beispiel bei Strangulationen, schildert Yen. So werde die Schwere der Verletzung nicht nur anhand der äußerlichen Spuren - wie etwa Blutergüsse - geschätzt.

Wenn das Opfer direkt nach der Tat in die Gewaltambulanz komme, könne zum Beispiel mit Hilfe des MRT der Verletzungsgrad anhand der Quetschungen im Hals - also im Unterhautfettgewebe - ermittelt werden. Damit könne auch vor Gericht leichter argumentiert werden, ob die Strangulation beispielsweise lebensbedrohlich war.

Die Befunde in der Ambulanz sollen grundsätzlich dokumentiert werden, um sie im Falle einer Anzeige vor Gericht als Beweise heranzuziehen. Falls die betroffenen Gewaltopfer dies wünschen, bieten die Mitarbeiter der Gewaltambulanz auch an, die Verletzten im Anschluss an die Untersuchung zur Polizei zu begleiten. Die Angebote der Gewaltambulanz sollen für die Betroffenen kostenlos sein.

Man plane außerdem, künftig die Zusammenarbeit mit der Polizei auszubauen, kündigte Professor Kathrin Yen in einem Interview an. Die Mitarbeiter der Rechtsmedizin wollen zum Beispiel auch die Fundorte der Opfer eines Verbrechens aufsuchen, um nicht nur den Leichnam, sondern auch die Umgebung zu sehen.

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