Richtige Medizin gegen gallige Medien entzweit Ärzte
BERLIN (fst). Mitten im Debakel der Honorarreform geraten sich Ärzte untereinander in die Haare, wie sie mit zunehmend negativen Medienberichten umgehen sollen.
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Umstrittene "Wahlempfehlung": Eine Ärztegruppe setzt auf Anti-SPD-Plakate.
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Ob Vorkasse oder "gierige Ärzte": Es fehlt zurzeit in den Medien nicht an Negativschlagzeilen über Ärzte. Der Berufsstand "verspiele gerade seine Glaubwürdigkeit", befand jüngst der "Spiegel". Tatsächlich hat die Honorarreform die Niedergelassenen in ein Kommunikationsdilemma manövriert: Wie erklärt man Patienten den Grund für Proteste und Praxisschließung, wenn doch angeblich 2,5 Milliarden Euro mehr zur Verfügung stehen?
In dem Maße, wie das Medienecho Ärzte-kritischer ausfällt, werden die unterschiedlichen Strategien von Ärztegruppen deutlicher: Die einen wollen führende Gesundheitspolitiker frontal angreifen, andere setzen gerade auf die Politik, um Ansprechpartner zu bleiben. Beispiel für den Konflikt ist der Aufruf einer Ärztegruppe im Internet, im Wartezimmer gezielt Anti-SPD-Politik zu betreiben. Mit der "Aktion 15" solle die Partei bei den Wahlen auf 15 Prozent gedrückt werden, so die Initiatoren. Hausärzteverbandschef Ulrich Weigeldt rügte das Vorgehen als "dumpfen Populismus" und "Klamauk". Man müsse politikfähig bleiben, mahnte er.
Unterdessen hat der Medi-Verbund mit einer Faxaktion den Unmut vieler Zeitungsredaktionen erregt: Am 1. April legten Ärzte mit Unterschriftenlisten die Faxgeräte vieler Redaktionen lahm. Die Reaktionen fielen teils harsch aus, geht aus einem Rundschreiben von Medi hervor: "Sie werden sehen, das geht in eine andere Richtung als Sie denken", lautete die Reaktion eines Redakteurs. Medi will die Aktion "unbedingt weiterführen".
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