Schleswig-Holsteins Hausärzte fühlen sich im Stich gelassen

Immer höhere Erwartungen ohne Gegenleistung - Hausärzte zweifeln an der Solidarität der Politik.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Dr. Thomas Maurer, Hausärztechef im Norden.

Dr. Thomas Maurer, Hausärztechef im Norden.

© Schnack

RENDSBURG. Schleswig-Holsteins Hausärzte sind von der Politik enttäuscht. Ihr Eindruck: Sie sollen immer mehr Verantwortung übernehmen, ohne dafür Kosten zu verursachen.

Die Hausärzte gehören ins Zentrum der Versorgung: Solche politischen Forderungen hört Dr. Thomas Maurer oft - und wird zugleich mit Forderungen konfrontiert, dass Hausärzte mehr für vernachlässigte Kinder, mehr für eine kostengünstigere Medikamentenversorgung, mehr für Demenzkranken und für viele andere Bereiche übernehmen sollen.

"Das machen wir gerne", sagt der Hausärztechef von Schleswig-Holstein - wenn seine Berufskollegen dafür nicht ständig für die mit der Wahrnehmung dieser Aufgaben verbundenen Kosten kritisiert werden. Spätestens an dieser Stelle hört nämlich nach Maurers Beobachtung die Politik auf, sich hinter die Hausärzte zu stellen.

Ein ähnliches Verhalten beobachtet Maurer bei der Diskussion um die ambulante Versorgung auf dem Land. "Die Politik hat uns für die landärztliche Versorgung entdeckt, aber niemand ist bereit, dafür auch Geld in die Hand zu nehmen", sagte Maurer der "Ärzte Zeitung" am Rande der Mitgliederversammlung der schleswig-holsteinischen Hausärzte in Rendsburg.

Er verlangt von Politik und Krankenkassen, das Jammern über die angeblichen Kostenverursacher einzustellen und Qualität und Einsparungen nicht länger in einem Atemzug zu nennen: "Einsparung ist keine Qualität."

Gespannt ist Maurer, wie sich seine Kollegen im Norden bei den ausgehandelten Hausarztverträgen entscheiden. Die Hausärzte haben die Wahl zwischen einem Add-on Vertrag mit den Betriebskrankenkassen (und demnächst auch mit den LKK) nach dem neuen Paragrafen 73b und einem bundesweiten Bereinigungsvertrag mit der Techniker Krankenkassen (TK), der bundesweit nach dem alten 73b ausgehandelt ist und im Norden ab dem zweiten Quartal 2012 gilt.

Für die anderen Krankenkassen wird das Schiedsamt entscheiden. Diese Situation hätte vor einem Jahr kaum jemand erwartet, bis wie berichtet datenschutzrechtliche Bedenken fertige Verträge im Norden platzen ließen.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie