Schmerzkongress

Schmerzversorgung nach Op krankt zu oft

Versorgungsforscher weisen auf Nachholbedarf bei Akutschmerzdiensten in Kliniken hin.

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MANNHEIM. Patienten, die nach Operationen an akuten Schmerzen leiden, werden in vielen deutschen Krankenhäusern mangelhaft versorgt.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von Daten aus dem weltweit größten Akutschmerzregister QUIPS (Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie), die am Donnerstag beim Deutschen Schmerzkongress in Mannheim vorgestellt wurde.

Jedes Jahr kommt es in Deutschland zu 18 Millionen operativen Eingriffen. Etwa fünf Prozent aller operierten Patienten entwickeln Monate nach der Operation chronische Schmerzen, erläuterte der Schmerzmediziner Professor Winfried Meißner vom Universitätsklinikum Jena.

Die ersten Tage nach der Op seien entscheidend für die Gefahr einer Chronifizierung. Seine Botschaft: Patienten sind zufriedener und empfinden die Behandlung als "besser", wenn sie nicht nur Medikamente erhalten, sondern auch bei auftretenden Schmerzen in die Therapieentscheidung mit eingebunden sind.

Eine besondere Bedeutung hat zudem die Erfassung und Dokumentation der Schmerzen in der Klinik.

Akutschmerzbehandlung verbessern

Meißner sieht erheblichen Nachholbedarf bei der Einrichtung von Akutschmerzdiensten – spezialisierten Teams aus Pflegekräften und Ärzten, die es nur in etwa 66 Prozent der deutschen Kliniken gibt.

Diese Dienste geben Sicherheit, sagte er: "Die Patienten wissen: Wenn ich mich melde, stehen Spezialisten bereit und werden sich kümmern".

Kongresspräsidentin Professor Carla Nau vom Uniklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck wies darauf hin, dass es durchaus Empfehlungen und Leitlinien gebe, um die Qualität der Akutschmerzbehandlung zu verbessern. Diese würden aber nicht konsequent umgesetzt.

Die Deutsche Schmerzgesellschaft (DSG) sieht politischen Handlungsbedarf. Der GBA müsse das Thema "Versorgungsqualität bei Akutschmerz" angehen und dazu ein Qualitätssicherungsverfahren entwickeln, forderte DSG-Geschäftsführer Thomas Isenberg.

Telemedizin bietet Chancen

Der Kongress, zu dem bis Samstag 2000 Teilnehmer erwartet werden, wird sich auch mit der wachsenden Bedeutung von Gesundheits- und Medizin-Apps in der schmerzmedizinischen Versorgung beschäftigen.

Hier seien nicht nur Forschungsprojekte gefordert, um die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Apps zu bewerten, sagte Nau. Es müssten auch Standards zum Datenschutz und zur Datensouveränität entwickelt werden.

Telemedizin und Apps bieten aus Sicht der Kongresspräsidentin die Chance, therapeutische Beratung und Behandlung über die Grenzen spezialisierter Schmerzzentren hinweg auszuweiten.

Nau: "Es gibt Projekte, die belegen, dass sich Telemedizin, eHealth und Apps besonders in der Schmerztherapie gut einsetzen lassen. (fuh)

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