Kommentar zur IKK Südwest

Sind neue Hausarztverträge überall sinnvoll?

Von Michael Kuderna Veröffentlicht:

Man kann sich durchaus die Frage stellen, ob weitere Selektivverträge zur hausarztzentrierten Versorgung wirklich noch für die Mehrheit der Hausärzte attraktiv sind. Oder dienen sie vor allem der Abrundung der Macht ihres Verbandes? Diese Fragen kann man sich durchaus stellen, wenn man die neue Frohbotschaft des Vertrags mit der IKK Südwest im Saarland genauer betrachtet.

Unbestritten wurden in der Pionierzeit vor allem in süddeutschen Ländern finanzielle Ressourcen gehoben und auch durch Umverteilung die Stellung von Hausärzten verbessert. Im Saarland - so berichten Fachleute - hat sich aber auch innerhalb des KV-Systems vieles zum Positiven geändert, der große Honorarzuwachs durch Selektivverträge dürfte Wunschdenken bleiben.

Natürlich knabbst auch die erforderliche zusätzliche Software ein Stückchen vom Kuchen ab. Besonders schwer wiegt aber ein anderer Einwand: Wenn nur jeder zweite Hausarzt die Voraussetzungen erfüllt und auch von denen nur ein Teil mitmacht, steht die Mehrheit der eigenen Klientel abseits.

Kein Wunder - vergleicht man die ständigen Klagen über zu viel Bürokratie und Gängelung mit den Qualitätsanforderungen des Vertrags: Teilnahme an vier Qualitätszirkeln pro Jahr und weiteren Fortbildungen, an allen DMP-Programmen, Verpflichtung zur evidenzbasierten Leitlinien-Behandlung, Nachweis geriatrischen Basisassesments, Wartezeitbegrenzungen und Früh-, Abend- oder Samstags-Sprechstunden.

So wird die in manchen Teilen der Republik schon verzweifelte Suche nach niederlassungswilligem Nachwuchs bestimmt nicht leichter.

Ein beträchtlicher Mehrwert für Patienten - aber wohl ein ebenso großer Zusatzaufwand für Hausärzte.

Lesen Sie dazu auch: Hausarztvertrag: IKK Südwest steigt ein

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Eckpunktepapier

Primärarztsystem: AOK setzt auf Teampraxis

Modellregionen

Startschuss zum HÄPPI-Konzept Bayern

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Vorsorge ab 45 Jahren

Darmkrebs-Screening: Einfachere Teilnahme, höhere Akzeptanz

Lesetipps
Fünf farbige Türen, die alle ein Fragezeichen in der Mitte haben, stehen nebeneinander.

© Sawyer0 / stock.adobe.com

Qual der Wahl

Therapie-Entscheidung bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa: Welche Türe nehmen?